Der kleine Fitzli von Johann Gottfried Herder

Wie groß will nicht der kleine Fitzli sein!
Er steigt auf einen Stuhl: »Heida! bin ich noch klein?
Und bald will ich noch größer sein!«
Er steigt auf einen Berg
Und - ist ein Zwerg.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der kleine Fitzli“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
5
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der kleine Fitzli“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem bedeutenden Dichter und Denker der Aufklärung und des Sturm und Drang, der von 1744 bis 1803 lebte. Das Gedicht lässt sich somit zeitlich in die späte Aufklärung und den Beginn der Romantik einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht aufgrund seiner geringen Länge und einfachen Wortwahl sehr zugänglich. Erzählt wird die Geschichte von Fitzli, einem kleinen Jungen, der größer sein möchte. Er steigt auf einen Stuhl und fragt, ob er noch klein ist, mit der Aussicht, bald noch größer zu werden. Als er jedoch auf einen Berg steigt, wird er zu einem Zwerg - die Größe seiner Umgebung lässt ihn wieder klein erscheinen.

In seinem Streben, größer zu sein, zeigt Fitzli eine kindliche Unzufriedenheit mit seinem gegenwärtigen Zustand und ein Verlangen nach Wachstum und Fortschritt. Doch seine Wahrnehmung von seiner Größe ist relativ und ändert sich mit seinem Kontext - auf dem Stuhl erscheint er größer, auf dem Berg jedoch kleiner. Herder könnte hier die subjektive Natur der menschlichen Wahrnehmung von sich selbst und ihrer Umgebung aufzeigen.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen fünfversigen Strophe, was seine Kürze und Einfachheit unterstreicht. Die sprachliche Gestaltung ist klar und unkompliziert, mit kurzen, einfachen Sätzen und einer direkten Ansprache des lyrischen Ichs an Fitzli. Die eingesetzten Endreime (ein / sein / klein / sein / Zwerg) sorgen für einen eingängigen Rhythmus und unterstützen die kindlich-spielende Atmosphäre des Gedichts.

Insgesamt scheint „Der kleine Fitzli“ eine lyrische Reflexion über subjektive Wahrnehmung, kindlichen Ehrgeiz und das menschliche Streben nach Fortschritt darzustellen. Es wirft einen humorvollen, aber auch ernsten Blick auf die Diskrepanzen zwischen unserer Selbstwahrnehmung und der Wirklichkeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der kleine Fitzli“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Menschlichkeit, Toleranz und Übereinstimmung von Mensch und Natur, von Gesellschaft und Individuum sind die Ideale der Klassik. Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. In der Weimarer Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das vorliegende Gedicht umfasst 35 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 5 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Zum Autor des Gedichtes „Der kleine Fitzli“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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