Des Wunderkönigs Jesu Rath von Johann Gottfried Herder

Des Wunderkönigs Jesu Rath
Sollst Du verschweigen,
Des großen Gottes laute That,
Die zeigen!
Des großen Gottes laute That
Kann Wild und Vogel finden,
Des Wunders Jesu stillen Rath
Ließ Gnade Dir verkünden.
Natur ist heller Zeitungsstaat
10 
Fürs Volk auf allen Gassen;
11 
Das Wort ist Freund- und Vaterrath,
12 
Nur Kinder können's fassen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Des Wunderkönigs Jesu Rath“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
52
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Des Wunderkönigs Jesu Rath“ wurde von Johann Gottfried Herder geschrieben, einem bedeutenden Dichter und Denker der deutschen Aufklärung und gleichzeitig prägende Gestalt der Weimarer Klassik. Das Gedicht stammt somit aus dem ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert, einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und einer Neuorientierung der geistigen Welt.

Beim ersten Eindruck sticht vor allem der Gottesbezug hervor, was auf die tiefgreifende religiöse Prägung dieser Zeit hinweist. Das lyrische Ich spricht von einem „Wunderkönig“ und einem „großen Gott“, womit aller Voraussicht nach Jesus Christus und Gott gemeint sind.

Inhaltlich scheint das Gedicht eine Aufforderung und gleichzeitig eine Erklärung zu sein. Das lyrische Ich drückt aus, dass der göttliche Rat von Jesus nicht offen verkündet werden soll, während die Taten Gottes offensichtlich und lauter sind. Diese Taten sind dermaßen allgegenwärtig, dass sogar Tiere sie wahrnehmen können. Die Gnade, die durch Jesus' Ratschläge offenbart wird, ist jedoch stiller und feiner. Natur wird als heller „Zeitungsstaat“ bezeichnet, der die Nachrichten Gottes für das Volk verbreitet. Das Wort Gottes, verstanden als Heilige Schrift, wird als Rat eines Freundes oder Vaters dargestellt, auf den vor allem Kinder Zugriff haben.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass Herder einen klaren, verständlichen Stil wählt. Trotz der theologisch-religiösen Thematik ist die Sprache nicht abstrakt oder schwer verständlich, sondern zielt auf eine direkte Kommunikation mit dem Leser. Die relativ kurzen Verse und die Verwendung von Reimen lassen das Gedicht flüssig und leicht zu lesen erscheinen. Die Bildsprache ist kraftvoll und deutlich, durch Begriffe wie „Wunderkönig“, „laute Tat“ und „heller Zeitungsstaat“ werden die Aussagen anschaulich und eindringlich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Herder in „Des Wunderkönigs Jesu Rath“ dazu aufruft, die Göttlichkeit in der Welt zu erkennen und zu schätzen, sie jedoch mit der notwendigen Ehrfurcht und Rücksicht zu behandeln. Dieses Thema der Erkennung und Anerkennung des Göttlichen ist typisch für die religiöse Lyrik Herders und der Epoche der Aufklärung im Allgemeinen.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Des Wunderkönigs Jesu Rath“. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise 1786 und mit Goethes Tod im Jahr 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert beeinflusst. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Der Begriff Humanität ist prägend für die Zeit der Weimarer Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. In der Weimarer Klassik wird eine sehr geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich immer wieder an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Goethe, Schiller, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik genannt werden. Aber nur Schiller und Goethe motivierten und inspirierten einander durch intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 52 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Des Wunderkönigs Jesu Rath“ weitere 413 Gedichte vor.

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