Die Welt ist Gottes Kleid von Johann Gottfried Herder

Die Welt ist Gottes Kleid;
Lobt sich ein edler Mann vom Kleide?
Zu Seel' und Herz und Freundlichkeit,
Wie ist's noch weit, noch weit
Vom Kleide!
 
Er zog sein Kleid, die Himmel, aus,
Kam arm wie wir auf Erden,
Kam Unsersgleichen in sein Haus,
Nur unser Freund zu werden,
10 
Nur uns sein Herz anzuvertraun,
11 
O Gottesherz zu lernen!
12 
Sein Blick, ein Wörtlein sagt mir mehr
13 
Als Laut von allen Sternen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Welt ist Gottes Kleid“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Welt ist Gottes Kleid“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, der im 18. Jahrhundert lebte. Das Werk stammt also aus der Zeit der Aufklärung.

Beim ersten Eindruck vermittelt das Gedicht ein starkes Gottesbild und betont die Distanz, aber auch die Nähe, die zwischen Gott und Mensch herrscht.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das Verhältnis von Gott zur Welt und zum Menschen. Das lyrische Ich beschreibt die Welt als „Gottes Kleid“ und stellt die Frage, ob sich ein edler Mann durch sein Kleid auszeichnet. Die Antwort darauf scheint zu sein, dass wahre Noblesse nicht in Äußerlichkeiten liegt, sondern in Herz und Freundlichkeit. Gott zieht sein „Kleid“, gemeint sind die Himmel, aus und kommt arm wie die Menschen auf die Erde, um den Menschen näher zu sein und ihnen sein Herz anzuvertrauen. Das lyrische Ich betont, dass ein Blick oder ein Wort von Gott mehr sagen als der Laut von allen Sternen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen, wobei die erste fünf und die zweite acht Verse hat. Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch seine einfache und klare Sprache aus. Es kommen keine komplizierten Metaphern vor, Herder benutzt stattdessen einfache Bilder, um seine Gedanken zu vermitteln. Die bildhafte Sprache ermöglicht es dem Leser, sich das Gesagte gut vorzustellen und verleiht dem Gedicht eine intensive Wirkung.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass Herders Gedicht „Die Welt ist Gottes Kleid“ den Zusammenhang von Gott, Natur und Mensch thematisiert und die menschenähnlichen Aspekte Gottes hervorhebt. Es erinnert daran, dass wahre Bedeutung und Wert nicht in Äußerlichkeiten liegen, sondern im Herzen und in liebevollen Beziehungen zu anderen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Welt ist Gottes Kleid“ ist Johann Gottfried Herder. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bedeutendsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch oftmals einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Gestaltung wurde das Wesentliche, Gültige, Gesetzmäßige aber auch der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 70 Worte. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Zum Autor des Gedichtes „Die Welt ist Gottes Kleid“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Gottfried Herder

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Gottfried Herder und seinem Gedicht „Die Welt ist Gottes Kleid“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Gottfried Herder sind auf abi-pur.de 413 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.