Das Lied vom Schmetterlinge von Johann Gottfried Herder

Liebes, leichtes, luft'ges Ding,
Schmetterling,
Das da über Blumen schwebet,
Nur von Thau und Blüthen lebet,
Blüthe selbst, ein fliegend Blatt,
Das, mit welchem Rosenfinger!
Wer bepurpurt hat?
 
War's ein Sylphe, der Dein Kleid
So bestreut,
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Dich aus Morgenduft gewebet,
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Nur auf Tage Dich belebet?
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Seelchen, und Dein kleines Herz
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Pocht da unter meinem Finger,
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Fühlet Todesschmerz.
 
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Fleuch dahin, o Seelchen, sei
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Froh und frei,
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Mir ein Bild, was ich sein werde,
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Wenn die Raupe dieser Erde
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Auch wie Du ein Zephyr ist
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Und in Duft und Thau und Honig
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Jede Blüthe küßt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Das Lied vom Schmetterlinge“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Lied vom Schmetterlinge“ wurde von dem deutschen Dichter und Philosophen Johann Gottfried Herder verfasst, der während des Sturm und Drang und der Aufklärung, also etwa Ende des 18. Jahrhunderts, schriftstellerisch aktiv war.

Das Gedicht ist eingeteilt in drei siebenzeilige Strophen. Auf den ersten Blick scheint es ein elegantes und filigranes Kunstwerk zu sein, das die Schönheit und Vergänglichkeit des Schmetterlings auf poetische Weise beschreibt.

Der Inhalt des Gedichtes lässt sich im Wesentlichen wie folgt zusammenfassen: Im ersten Teil wird der Schmetterling in seiner leichten, ihn umgebenden Natur dargestellt. Es wird hervorgehoben, wie er aussieht und wovon er lebt. Im zweiten Teil fällt der Schmetterling den Händen des lyrischen Ichs zum Opfer - sein kleines, flatterndes Herz hört auf zu schlagen. In der letzten Strophe wirkt das lyrische Ich ergriffen und entlässt das Schmetterlingsseelchen, reflektiert aber gleichzeitig über seine eigene Sterblichkeit und die Hoffnung auf etwas Schöneres nach dem Tod.

Durch die Beschreibung des Schmetterlings wird die Vergänglichkeit des Lebens, aber auch dessen Schönheit und Leichtigkeit verdeutlicht. Es schwingt eine gewisse Melancholie mit, die sich in der Reflexion über den Tod und möglichen Wiedergeburt wiederfindet.

Die Form des Gedichtes ist klar strukturiert. Jede Strophe besteht aus sieben Versen. Der regelmäßige, gleichmäßige Rhythmus der Verse unterstützt dabei die zarte, flüchtige Atmosphäre, die das Gedicht ausmacht. Auch die sprachliche Gestaltung des Gedichtes ist sehr bildstark und detailliert. Farben, Gerüche und Empfindungen werden so anschaulich beschrieben, dass diese für den Leser greifbar werden.

Insgesamt könnte man sagen, dass das lyrische Ich durch das Gedicht die Vergänglichkeit des Lebens und die Schönheit, die selbst in der Tragik des Todes liegt, demonstriert. Die zarten, feinfühligen Bilder und die kunstvolle sprachliche Gestaltung machen „Das Lied vom Schmetterlinge“ zu einem beeindruckenden poetischen Werk.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Lied vom Schmetterlinge“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise im Jahr 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die bedeutenden Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Gestaltung wurde das Wesentliche, Gültige, Gesetzmäßige sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 93 Worte. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Schlaf“, „An die Freundschaft“ und „Apollo“. Zum Autor des Gedichtes „Das Lied vom Schmetterlinge“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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