Columbus von Johann Gottfried Herder

Ha, Schöpfer Colon! Ha, wie hast Du uns die Welt
Mit Land und Volk und Silbergeld
Und Schmuck und Zier und Wissenschaft
Ums Viertheil uns vermehret!
 
Ach, Mörder Colon! ach, wie hast Du uns die Welt
Und Alles, was sie Schönes hält,
Reiz, Sitte, Leben, Jugendkraft,
Mit Deinem Gift verheeret!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Columbus“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
50
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Johann Gottfried Herder. Herder lebte von 1744 bis 1803 und war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe und Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik. Er gehört zu den Schlüsselfiguren der deutschen Aufklärung.

Auf den ersten Blick zeigt das Gedicht eine starke Polarität in der Darstellung der Auswirkungen von Christoph Columbus' Entdeckung Amerikas. In der ersten Strophe wird Columbus als „Schöpfer“ bezeichnet, der die Welt durch Landentdeckungen sowie durch die Einführung von Silber (als Währung), Schmuck, Zier und Wissenschaft „vermehrt“ hat. Faszinierend ist, dass Herder in den Ausdruck „Schöpfer Colon“ eine Form des Bewunderns hinein interpretieren lässt.

Die zweite Strophe hingegen stellt eine völlig andere Sichtweise dar. Hier wird Columbus als „Mörder“ betitelt, der die Welt und alles Schöne, ursprüngliche und vitale in ihr mit seinem „Gift“ zerstört hat. Hiermit könnte auf die verheerenden Folgen der europäischen Expansion in die Neue Welt und die daraus resultierenden Konsequenzen für die indigene Bevölkerung hingewiesen werden.

Inhaltlich ausgedrückt, geht es in dem Gedicht um die Dualität der Folgen von Columbus' Entdeckung. Einerseits hat er die Welt für die damalige europäische Perspektive erweitert und unschätzbare Schätze und Wissen gebracht. Andererseits hat diese Entdeckung den Niedergang und Ausrottung von Kulturen und Zivilisationen in der Neuen Welt zur Folge gehabt.

In punkto Form und Sprache zeigt das Gedicht einen klaren und einfachen Stil. Jede Strophe besteht aus vier Versen, und der einfache, direkte Sprachstil erleichtert die Interpretation der Hauptbotschaft. Herder verwendet Wörter mit starker symbolischer Bedeutung, wie zum Beispiel „Schöpfer“, „Mörder“ und „Gift“, um die gegensätzlichen Wahrheiten der Kolumbus-Entdeckungen zu unterstreichen. Dabei sind die Ausdrücke entweder positiv oder negativ konnotiert, was die Polarität der Wahrnehmung nochmals verdeutlicht. Damit lädt Herder den Leser ein, sich mit den ambivalenten Folgen von historischen Abenteuern und Entdeckungen auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Columbus“ des Autors Johann Gottfried Herder. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise im Jahr 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 kennzeichnet gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Prägend für die Zeit der Klassik ist der Begriff Humanität. Toleranz, Menschlichkeit, Schönheit, Selbstbestimmung und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Klassik. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. In der Klassik wird eine sehr einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind oftmals in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik angesehen werden. Aber nur Schiller und Goethe inspirierten und motivierten einander durch eine intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 50 Worte. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Bilder und Träume“, „Das Flüchtigste“ und „Das Gesetz der Welten im Menschen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Columbus“ weitere 413 Gedichte vor.

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