Für und für von Detlev von Liliencron

Im ersten matten Dämmer thront
der blasse klare Morgenmond.
 
Den Himmel färbt ein kühles Blau,
der Wind knipst Perlen ab vom Tau.
 
Der Friede zittert: Ungestüm
reckt sich der Tag, das Ungetüm,
 
und schüttelt sich und brüllt und beißt
und zeigt uns so, was leben heißt.
 
Die Sonne hat den Lauf vollbracht,
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und Abendröte, Mitternacht.
 
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Im ersten matten Dämmer thront
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der blasse klare Morgenmond.
 
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Und langsam frißt und frißt die Zeit
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und frißt sich durch die Ewigkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Für und für“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1844 - 1909
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Detlev von Liliencron, geboren am 3. Juni 1844 und gestorben am 22. Juli 1909, ist der Autor des Gedichts „Für und für“. Er war ein deutscher Lyriker und Erzähler und repräsentiert die Epoche des Realismus. Liliencrons Lyrik ist bekannt für ihre tiefe Emotionalität und bildhafte Sprache.

Der erste Eindruck des Gedichts ist atmosphärisch und bildgewaltig. Liliencron malt mit seinen Worten ein lebendiges Bild von der Vergänglichkeit des Lebens und der Beharrlichkeit der Zeit.

Das Gedicht handelt von dem ewigen Zyklus des Tages und dem unaufhaltsamen Fortschreiten der Zeit. Es wird der Übergang vom Morgen zum Abend und wieder zurück zum Morgen beschrieben, was eine Metapher für das Werden und Vergehen des Lebens zu sein scheint. In den ersten vier Strophen wird der Beginn und das Erwachen des Tages beschrieben, während in der fünften Strophe der Abschluss des Tages, durch Sonnenuntergang und Mitternacht, dargestellt wird. Damit wird der natürliche Rhythmus des Tages und des Lebens dargestellt. In den letzten beiden Strophen wird der biblische Ausdruck „Morgenmond“ verwendet, was eine Anspielung auf die Ewigkeit und die grenzenlose Dimension der Zeit sein könnte.

Das lyrische Ich beschreibt eindrücklich und zugleich melancholisch die Vergänglichkeit des Lebens. Es sieht den Fortschritt der Zeit als unaufhaltsames „Fressen“ an, welches sich durch die Ewigkeit frisst. Gleichzeitig betont es die Schönheit des Lebens und die Energie, die der Tag mit sich bringt.

Formal besteht das Gedicht aus sieben Zwei-Zeilen-Strophen, die ein einfaches und leicht verständliches Muster bilden. Jede Strophe bildet dabei eine eigene inhaltliche Einheit. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und voller Metaphern. Die Stimmung wechselt zwischen friedlich und ungestüm, zwischen dem Schönen und dem Unbehaglichen. Der Einsatz von Verben wie „brüllen“ und „beißen“ erzeugt dabei eine intensive und teils brutale Wirkung.

Die letzte Strophe fasst das gesamte Gedicht zusammen und betont die Hauptbotschaft der Vergänglichkeit des Lebens: „Und langsam frißt und frißt die Zeit und frißt sich durch die Ewigkeit.“ Diese Zeile vermittelt sowohl pessimistische als auch resignative Stimmungen, zeigt aber auch die gnadenlose Realität der Zeit.

So ist Liliencrons Gedicht „Für und für“ eine kraftvolle Auseinandersetzung mit dem Thema der Vergänglichkeit des Lebens und der unaufhaltsamen Zeit, die uns alle mitreißt und dabei das Leben zeigt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Für und für“ ist Detlev von Liliencron. Der Autor Detlev von Liliencron wurde 1844 in Kiel geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1909 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Liliencron handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Detlev von Liliencron sind „Die Musik kommt“, „Er liebte schneidig Schön Thora“ und „Einst segelt er nach England“. Zum Autor des Gedichtes „Für und für“ haben wir auf abi-pur.de weitere 63 Gedichte veröffentlicht.

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