Der Dichter spricht am Abend von Friedrich Schlegel

Der schwarze Mantel will sich dichter falten,
die freundlichen Gespräche sind verschollen.
Wo allen Wesen tief Gesang entquollen,
da muß die stumme Einsamkeit nun walten.
 
Es darf den großen Flug das Herz entfalten,
und Phantasie nicht mehr der Täuschung zollen.
Was farbig prangt, muß bald ins Dunkel rollen,
nur unsichtbares Licht kann nie veralten.
 
Willkommen, heilige Nacht, in deinen Schauern!
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Es strahlt in dir des Lichtes Licht den Frommen,
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führt ihn ins große All aus engen Mauern.
 
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Er ist ins Innre der Natur gekommen
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und kann um irdischen Glanz nun nicht mehr trauern,
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weil schon die Binde ihm vom Haupt genommen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Dichter spricht am Abend“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1772 - 1829
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Dichter spricht am Abend“ wurde von Friedrich Schlegel verfasst, der zwischen 1772 und 1829 lebte, was ihn der Epoche der Romantik zuordnet.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen Eindruck von Nachdenklichkeit und Melancholie, jedoch auch einer gewissen Erhabenheit und Erleuchtung.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, wahrscheinlich einen Dichter, der die Einsamkeit und Dunkelheit des Abends betrachtet. Statt dies als deprimierend zu empfinden, erkennt er jedoch eine tiefe Wahrheit und Schönheit in dieser Einsamkeit und Dunkelheit. Im Dunkeln kann er sich frei machen von Irreführung und vergänglichem Schein. Er begrüßt die heilige Nacht und sieht in ihrer Dunkelheit das wahre Licht, welches ihn zu universellen Erkenntnissen hinführt. Das irdische Glanz, welches vergänglich ist, bedeutet ihm nichts mehr und er erlebt eine Art spirituelle Befreiung oder Erleuchtung.

Die Form des Gedichts ist klassisch, mit regelmäßigen Versen und Strophen. Die Reimstruktur ist aabb, was zur klaren und eingängigen Struktur des Gedichts beiträgt. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, mit Beschreibungen wie „der schwarze Mantel“, „stumme Einsamkeit“, „heilige Nacht“ und „ins Innere der Natur“. Das Gedicht kombiniert ebenso konkrete Bilder (wie den schwarzen Mantel und das innere der Natur) mit abstrakten Konzepten (wie Einsamkeit, Täuschung und das universelle Licht), was zu seiner Tiefe und Vielschichtigkeit beiträgt.

Zusammenfassend handelt es sich um ein tiefgründiges und introspektives Gedicht, das die Dunkelheit und Einsamkeit als Weg zur Wahrhaftigkeit und universellen Erkenntnis darstellt. Es zeigt eine typische romantische Idee, nämlich die Ablehnung von Oberflächlichkeit und die Suche nach Tiefe und universeller Wahrheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Dichter spricht am Abend“ des Autors Friedrich Schlegel. Der Autor Friedrich Schlegel wurde 1772 in Hannover geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1788 bis 1829 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Schlegel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Die Gedichte „Es sei mein Herz und Blut geweiht“, „Die Gebüsche“ und „Im Walde“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schlegel. Zum Autor des Gedichtes „Der Dichter spricht am Abend“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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