Der Zwölf-Elf von Christian Morgenstern
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Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand: |
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Da schlägt es Mitternacht im Land. |
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Es lauscht der Teich mit offnem Mund. |
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Ganz leise heult der Schluchtenhund. |
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Die Dommel reckt sich auf im Rohr. |
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Der Moorfrosch lugt aus seinem Moor. |
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Der Schneck horcht auf in seinem Haus; |
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desgleichen die Kartoffelmaus. |
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Das Irrlicht selbst macht Halt und Rast |
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auf einem windgebrochnen Ast. |
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Sophie, die Maid, hat ein Gesicht: |
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Das Mondschaf geht zum Hochgericht. |
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Die Galgenbrüder wehn im Wind. |
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Im fernen Dorfe schreit ein Kind. |
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Zwei Maulwürf küssen sich zur Stund |
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als Neuvermählte auf den Mund. |
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Hingegen tief im finstern Wald |
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ein Nachtmahr seine Fäuste ballt: |
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Dieweil ein später Wanderstrumpf |
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sich nicht verlief in Teich und Sumpf. |
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Der Rabe Ralf ruft schaurig: ,Kra! |
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Das End ist da! Das End ist da!' |
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Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand: |
24 |
Und wieder schläft das ganze Land. |
Details zum Gedicht „Der Zwölf-Elf“
Christian Morgenstern
12
24
139
nach 1887
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von Christian Morgenstern und entstand vermutlich im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert, da der Autor von 1871 bis 1914 lebte. Der erste Eindruck von „Der Zwölf-Elf“ ist mysteriös und mystisch, voller ungewöhnlicher und fantastischer Bilder und Ereignisse.
Der Inhalt des Gedichts vermittelt die magische und geheimnisvolle Atmosphäre der Mitternacht in einer ländlichen Umgebung. Es beginnt mit der Aktion des geheimnisvollen Zwölf-Elf, der signifiziert, dass Mitternacht im Land ist. Verschiedene Tier- und Naturfiguren werden aufgeweckt und in Szene gesetzt: ein Teich, ein Hund, ein Frosch, eine Schnecke, eine Maus, ein Irrlicht und sogar die Maid Sophie und das Mondschaf. Es wird auch von einem erschreckenden Ereignis berichtet: Die Galgenbrüder wehen im Wind und irgendwo schreit ein Kind. Dann werden zwei Maulwürfe gezeigt, die sich als Neuvermählte küssen, und ein Albtraum im Wald. Schließlich sendet ein wandernder Strumpf eine Warnung, bevor der Rabe Ralf das Ende ankündigt. Mit dem Senken der Hand des Zwölf-Elf kehrt wieder Ruhe ins Land ein.
Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine Betonung auf die geheimnisvolle und ungewisse Natur der Mitternacht und auf die seltsamen und fantastischen Ereignisse hinzuweisen, die stattfinden können, wenn die übliche Ordnung des irdischen Lebens gestört ist.
In Bezug auf Form und Sprache besteht das Gedicht aus zwölf Strophen mit jeweils zwei Versen, was möglicherweise auf die zwölf Stunden der Nacht anspielt. Die Sprache des Gedichts ist bildreich und lyrisch, wobei das Erscheinungsbild von Alltagsszenen mit fantastischen Elementen vermischt wird. Die Verse haben einen gleichmäßigen Rhythmus und folgen meist einem Reimschema, was dem Gedicht einen singenden und hypnotischen Ton verleiht. Insgesamt trägt die Kombination von Mystik, Fantasie und normaler Landschaft zu einer faszinierenden und geheimnisvollen Atmosphäre bei, die den Leser dazu einlädt, die Möglichkeiten des Unbekannten zu erforschen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Zwölf-Elf“ ist Christian Morgenstern. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Zwischen den Jahren 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 139 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Christian Morgenstern sind „Bundeslied der Galgenbrüder“, „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ und „Das Auge der Maus“. Zum Autor des Gedichtes „Der Zwölf-Elf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.
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