Gebet an die Gelegenheit von Johann Gottfried Herder

Göttin, die unsichtbar oft
Stille Seufzer höret
Und dem Blöden unverhofft
Glück und Kuß bescheret,
O, belausche jetzt auch mich!
Meine Wünsche suchen Dich,
Die uns leben lehret.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.5 KB)

Details zum Gedicht „Gebet an die Gelegenheit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
7
Anzahl Wörter
28
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gebet an die Gelegenheit“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, der zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert lebte und als einer der bedeutendsten Vertreter der Weimarer Klassik gilt. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch eine starke Hinwendung zur griechischen und römischen Antike, die auch in Herders Gedicht bemerkbar ist.

Schon beim ersten Lesen erhält man den Eindruck, dass das lyrische Ich sich an eine höhere Macht wendet, die es als Göttin anspricht und um deren Gunst fleht. Die Atmosphäre des Gedichtes ist dabei still und persönlich.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich zu einer unsichtbaren Göttin, die unsichtbar ist und die stillen Seufzer der Menschen hört. Sie scheint dazu in der Lage zu sein, unerwartetes Glück und Süße zu bringen. Das lyrische Ich bittet sie, seine Wünsche zu erhören und sie zu erfüllen. Es ist impliziert, dass diese Göttin das Leben lehrt und daher als positiv und wünschenswert angesehen wird.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen, siebenversigen Strophe. Die klare, einfache Sprache und der regelmäßige Rhythmus verleihen dem Text eine gewisse Anmut und Ruhe. Sie verstärken den persönlichen und innigen Charakter des Gebets. Dichterische Mittel wie die Personifikation der Gelegenheit als Göttin erhöhen die Ausdruckskraft des Gedichts und machen die unsichtbare und abstrakte Macht der Gelegenheit greifbar.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht Herders tiefe Anerkennung und Hoffnung in die verborgene Kraft der 'Gelegenheit' zum Ausdruck bringt. Es zeigt die menschliche Sehnsucht nach Glück und erfüllten Wünschen und die Rolle höherer Mächte oder Kräfte in diesem Bestreben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Gebet an die Gelegenheit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik typisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 28 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 7 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gebet an die Gelegenheit“ weitere 413 Gedichte vor.

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