Als ich in tiefen Leiden von Clemens Brentano

Als ich in tiefen Leiden
verzweifelnd wollt ermatten,
da sah ich Deinen Schatten
bin über die Diele gleiten,
da wußt ich, was ich liebte,
und was so schrecklich mich betrübte.
O Wunder alle Zierde,
Du feine, ernste Myrte,
o Mutwill, ausgesprochen,
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in Tränen ausgebrochen,
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o Scherz von wenig Wochen,
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indes das Herz gebrochen,
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o Lächeln einer Wunde,
14 
o Dolch in blutendem Munde!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Als ich in tiefen Leiden“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorgestellten Gedichts ist Clemens Brentano, ein bedeutender Dichter der Romantik, der von 1778 bis 1842 lebte. Das Gedicht ist daher der Epoche der Romantik zuzuordnen, welche von etwa 1795 bis 1848 als literarische Bewegung in Deutschland andauerte.

Auf den ersten Blick scheint dieses Gedicht hoch emotional und von tiefem Leiden geprägt zu sein. Die Wortwahl und die Thematik lassen auf ein tragisches Verlust- oder Trennungserlebnis schließen. Die Atmosphäre wirkt verzweifelt, melancholisch und gleichzeitig fragil.

In allgemeinen Worten scheint das lyrische Ich in „Als ich in tiefen Leiden“ die Schmerzen und das Leid zu beschreiben, die es aufgrund einer vermutlich verlorenen Liebe empfindet. Das lyrische Ich spricht von einem Moment der Verzweiflung, als es den „Schatten“ des Geliebten oder der Geliebten sah, was als Metapher für eine Erinnerung, einen Gedanken oder eine Vorstellung gedeutet werden kann. Die Erinnerung an den Geliebten oder die Geliebte scheint sowohl Freude als auch Schmerz hervorzurufen, da die Person als wertvoll, liebenswert und zugleich quälend beschrieben wird.

Die Form des Gedichtes ist mit 14 Versen einem Sonett ähnlich, befolgt jedoch nicht dessen strengen Reim- und Strophenschema. Der Rhythmus des Gedichts ist nicht regelmäßig, was zur verzweifelten und chaotischen Stimmung beitragen könnte.

Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und kontrastierenden Bildern, wie „o Lächeln einer Wunde“, „o Dolch in blutendem Munde“ oder „o Scherz von wenig Wochen, indes das Herz gebrochen“. Dabei scheinen diese gegensätzlichen Bilder das komplexe und widersprüchliche Gefühl des lyrischen Ichs gegenüber dem Verlust oder der Trennung zu verdeutlichen: Trotz des Schmerzes und der Verzweiflung bleibt die Liebe und die Wertschätzung für den Geliebten oder die Geliebte bestehen. Auch die Verwendung des Anredens in der zweiten Strophe erzeugt eine unmittelbare, empathische Beziehung zum Geliebten oder zur Geliebten und lädt den Leser ein, sich in die Gefühlslage des lyrischen Ichs einzufühlen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Als ich in tiefen Leiden“ des Autors Clemens Brentano. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 62 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Abschied vom Rhein“, „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“ und „Was reif in diesen Zeilen steht“. Zum Autor des Gedichtes „Als ich in tiefen Leiden“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 298 Gedichte vor.

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