Der Zahnfleischkranke von Joachim Ringelnatz

Was geht mich der Frühling, was geht mich dein dummes Gesicht,
Dein Leben an. Aber nur weine nicht.
Geh, Mädchen! Geh! Geh!
Mir tun meine Zähne,
Deine Knietschträne tut noch mehr weh.
 
Eine entzündete Wurzelhaut
Kennt keine Braut,
Noch Kunst noch Konstabler.
 
Wer mir jetzt eins in die Fresse haut,
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Oder ein Kinnladenschuß
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Wären immerhin diskutabler.
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Sterben jetzt, wäre Genuß.
 
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Siehst du den gelben Schaum?
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Das Fleisch ist ganz weich.
 
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Selbst wenn ich schliefe,
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Blähen versäumte Präservative
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Sich Luftschiffen gleich
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In meinen Traum.
 
19 
Stochern muß ich; gib eine Gabel!
20 
Was sagst du? Halt deine – Schnabel!!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Zahnfleischkranke“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1923
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Zahnfleischkranke“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Er bewegt sich also innerhalb der zeitlichen Periode der Weimarer Republik, einer Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche und des kulturellen Aufbruchs.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht ein humoristisch-großes Bild von Zahnproblemen und deren Leiden zu malen. Es wird jedoch schnell klar, dass der Autor versucht, die Störung der Lebensqualität und die Beeinträchtigung, die solche körperlichen Probleme mit sich bringen, zu vermitteln. Weinen, Schmerzen, das Sich-Verschließen vor der Außenwelt – all das rückt in den Vordergrund.

Der Inhalt des Gedichts konzentriert sich auf die Beschwerden und das Leid eines Menschen, der unter Zahnfleischproblemen leidet. Das lyrische Ich beschreibt seine körperlichen Beschwerden in drastischen Worten und lässt den Leser dadurch seinen Schmerz nachempfinden. Es zeigt sich unbeeindruckt von der Außenwelt und sogar aggressiv gegenüber den Mitmenschen. Es hat scheinbar den Wunsch, der Qual ein Ende zu setzen, selbst wenn dies nur durch den eigenen Tod geschieht.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen unterschiedlicher Länge. Die erste Strophe besteht aus fünf Versen, die zweite aus drei, die dritte aus vier und die folgenden beiden jeweils aus zwei und vier Versen und schließlich endet es mit einer zweizeiligen Strophe. Ringelnatz nutzt eine recht derbe und bildhafte Sprache, was seinen humoristischen und sarkastischen Stil unterstreicht. Worte wie „dummes Gesicht“, „Knietschträne“, „Fresse“ und „Schnabel“ verleihen dem Gedicht eine vulgäre und humorvolle Note.

Abschließend lässt sich sagen, dass Ringelnatz in diesem Gedicht auf humorvolle und sarkastisch-derbe Art und Weise die alltäglichen Schmerzen und Beschwerden eines kranken Menschen darstellt. Trotz der eher düsteren Thematik verliert das Gedicht nie seinen humoristischen Unterton, wodurch Ringelnatz sein Talent, auch schwere Themen mit einer Prise Humor zu behandeln, einmal mehr unter Beweis stellt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Zahnfleischkranke“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1923 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Der Zahnfleischkranke“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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