Der stille Triumph Jesu von Johann Gottfried Herder

Brüder Jesu, kommt und singet
Eures Königs Reich!
Euer Lied und Euer Leben
Sei dem Herren gleich!
 
Von der Erd' hinauf gen Himmel
Töne mein Gesang!
Von der Erd' hinauf gen Himmel
Ging sein stiller Gang.
 
Preiset, Himmel, preiset, Erden,
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Gottes Wunderrath!
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Seine Lieb' und Allmacht wurden
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Stille Menschenthat.
 
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Seine Lieb' und Allmacht gingen
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Tief verkannten Gang.
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Von der Erd' hinauf gen Himmel
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Sing' es mein Gesang!
 
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Ewig aus des Vaters Herzen
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Uns geborner Sohn,
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Aller Schöpfung Licht und Leben,
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Uns der Liebe Thron,
 
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Kamst Du nieder, mitzufühlen
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Unser Menschenherz,
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Es zu heben, es zu leiten
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Himmel-himmelwärts!
 
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Oeffnet Euch, Ihr ew'gen Pforten!
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Denn es zeucht heran
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Blutgefärbt der edle Sieger,
28 
Der sein Volk gewann!
 
29 
Alle seines Reiches Guten
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Folgen still ihm nach;
31 
Sie, wie er, im Dornenkranze,
32 
Voll von schöner Schmach.
 
33 
Wahrheit Gottes war ihr Leben,
34 
Ihrer Liebe Gluth;
35 
Hoffnung Gottes war ihr Streben,
36 
War ihr ewig Gut.
 
37 
Schaar der Lebenden und Todten,
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Freue, freue Dich!
39 
Ob sein Samenkorn verweset,
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Blüht es ewiglich.
 
41 
Wo die Abendröthe leuchtet,
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Wird sein Reich einst glühn,
43 
Tief im letzten Keim der Schöpfung
44 
Wird sein Segen blühn.
 
45 
König, laß mich Deines Reiches
46 
Kommen freudig sehn!
47 
Laß mich lebend, laß mich sterbend
48 
Mit Dein Reich erhöhn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „Der stille Triumph Jesu“

Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
200
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Johann Gottfried Herder, ein deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe und Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik. Herder wurde 1744 geboren und starb 1803, sodass man das Gedicht in die Zeit des 18. Jahrhunderts einordnen kann.

Das Gedicht „Der stille Triumph Jesu“ ist ein religiös geprägtes Werk, das auf den ersten Eindruck durch seine feierliche Sprache und seinen aufrührenden Charakter überzeugt. Es scheint ein Lobgesang auf Jesus und dessen religiöses Werk zu sein und bringt den Glauben und die Verehrung des lyrischen Ichs zum Ausdruck.

Inhaltlich besteht das Gedicht aus einer Reihe von Aufforderungen und Beschreibungen, die sich an die 'Brüder Jesu' richten und auf das Leben und Wirken Jesu beziehen. Der lyrische Sprecher ermutigt die Brüder Jesu oder allgemein Gläubige, ihr Leben und ihren Gesang dem Herrn, also Jesus, gleich zu machen. Dabei wird der Aufstieg Jesu vom irdischen Leben zum himmlischen verherrlicht, und seine Liebe und Allmacht werden gelobt.

Im Mittelpunkt steht dabei die Vorstellung, dass Jesus den Menschen aus Liebe und mit göttlicher Kraft geholfen hat. Ihm wird zugeschrieben, das menschliche Herz zu verstehen und zu erheben. Durch seinen Sieg - womöglich ist hier die Überwindung des Todes durch die Auferstehung gemeint - hat er sein Volk, also die Gläubigen, gewonnen.

In den letzten Strophen dominiert die Vorstellung des ewigen Lebens durch Gottes Gnade und die Hoffnung, dass Gott immer wachsam ist und sein Segen auf die Schöpfung herabkommt. Letztlich bittet der lyrische Sprecher darum, das Kommen des Reiches Gottes freudig zu sehen und im Leben und im Tod begriffen zu werden.

Sprachlich ist das Gedicht durch eine gehobene, altertümliche Diktion gekennzeichnet. Die Strophen bestehen jeweils aus vier Versen, die in einem regelmäßigen Rhythmus und Reimschema daherkommen. Es herrscht ein durchgängiger Kreuzreim, der jedem Verspaar ein einheitliches Klangbild verleiht. Gleichzeitig schafft die Wiederholung bestimmter Formulierungen und Motive einen strukturellen Zusammenhang, der das Gedicht zu einer in sich geschlossenen Einheit macht.

Die Kraft des Gedichts liegt in seiner emotionalen Aufladung und in der Art und Weise, wie die religiösen Inhalte durch die Sprache zum Ausdruck gebracht werden. Es weist eine symbolische Tiefe auf und spiegelt das tiefe religiöse Empfinden und die Überzeugungen des lyrischen Sprechers wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der stille Triumph Jesu“ des Autors Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1803. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Anfang der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Epoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Der Begriff Humanität ist von zentraler Bedeutung für die Zeit der Weimarer Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Menschlichkeit, Toleranz und die Schönheit. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oft roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik betrachtet werden. Aber nur Schiller und Goethe inspirierten und motivierten einander durch enge Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das 200 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 12 Strophen. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Zum Autor des Gedichtes „Der stille Triumph Jesu“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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