Kyrie Eleison! von Johann Gottfried Herder

Einiger!
Und Drei in Einigkeit!
Vater, Sohn und heil'ger Geist!
Brunnquell Du und Strom und Allbeleber!
Erbarm Dich unser!
 
Christus, aller Welt Heil!
Uns Allen zu Theil
Bist, der Du bist!
O Jesu, Gottes Sohn,
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Bruder, Mittler
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Dort am ew'gen Thron,
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Zu Dir schrei'n wir
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Mit Herzensbegier,
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Erbarm Dich unser!
 
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Herr Gott, heiliger Geist!
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Kraft und Geist sei uns, wie Du es heißt,
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Daß wir vom Erdenthal
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Auf einst schwingen uns zu jenem Lichtsaal!
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Erbarm Dich unser!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Kyrie Eleison!“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Kyrie Eleison!“ und wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter, Theologen und Philosophen, der von 1744 bis 1803 lebte. Herder war somit ein wichtiger Vertreter der deutschen Aufklärung und Sturm-und-Drang-Bewegung.

Bereits beim ersten Lesen fallen die tief religiösen und besinnlichen Töne des Gedichts auf. Es ist eine Form des Gebets und entsteht im Kontext des christlichen Glaubens. Der Titel „Kyrie Eleison“ ist ein altkirchlicher Hymnus, der „Herr, erbarme dich (unser)“ bedeutet und das Leitmotiv der gesamten Dichtung darstellt.

Der Inhalt des Gedichts ist in drei große Teile oder Strophen unterteilt, jede gewidmet einer der drei Personen der christlichen Dreieinigkeit: Gottvater, Jesus Christus (Gottes Sohn) und der Heilige Geist. Die erste Strophe ruft Gottvater an und feiert ihn als die einiger Quell aller Existenz. Die zweite Strophe richtet sich an Jesus Christus, den Sohn Gottes und Vermittler zwischen Menschheit und Gottvater. Die dritte und letzte Strophe ist dem Heiligen Geist gewidmet, der als eine Art spirituelle Hilfe und Belebung für die Menschheit gesehen wird. Jede Strophe endet mit der gleichen Anrufung: „Erbarm Dich unser!“, was das Bedürfnis nach Gottes Gnade und Barmherzigkeit unterstreicht.

Das lyrische Ich stellt sich dabei als Sprecher der Gemeinschaft dar und positioniert sich klar in der christlichen Glaubenstradition. Es bittet um göttliches Erbarmen und spirituelle Führung.

In Bezug auf Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass Herder eine sehr direkte und unverblümte Sprache wählt. Durch den starken Gebrauch von Ausrufungen und Anrufen entsteht eine hohe Emotionalität, die den aufrichtigen Glauben und das Flehen nach göttlicher Barmherzigkeit betont. Außerdem werden durch die konstante Wiederholung des Refrains „Erbarm Dich unser!“ eine rhythmische und strukturelle Einheit des Gedichts gewährleistet. Diese Wiederholung hat zudem eine besondere emotionale Wirkung und verstärkt die Botschaft und die Dringlichkeit des Gebets.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht „Kyrie Eleison!“ von Johann Gottfried Herder ein intensives und sehr direktes religiöses Bekenntnis ist, das auf emotionale Weise die christliche Glaubenstradition beschwört und Gott um Erbarmen und Beistand bittet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Kyrie Eleison!“ ist Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Zwischen den Jahren 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen das gesellschaftliche System und die Prinzipien der Aufklärung wendeten. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Weimarer Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 77 Worte. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kyrie Eleison!“ weitere 413 Gedichte vor.

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