Gott von Christian Friedrich Hebbel

Wenn Stürme brausen, Blitze schmettern,
der Donner durch die Himmel kracht,
da les ich in des Weltbuchs Blättern
das dunkle Wort von Gottes Macht;
da wird von innern Ungewittern
das Herz auch in der Brust bewegt:
Ich kann nicht beten, kann nur zittern
vor Ihm, der Blitz und Sturm erregt.
 
Doch wenn ein sanfter, stiller Abend,
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als wie ein Hauch aus Gottes Mund,
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beschwichtigend und mild erlabend
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herniedersinkt aufs Erdenrund,
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da wird erhellt jedwedes Düster,
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das sich gedrängt ums Herz herum:
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da werde ich ein Hoherpriester,
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darf treten in das Heiligtum.
 
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Da sehe ich der Allmacht Blüte,
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die Welten labt mit ihrem Duft:
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die ewig wandellose Güte,
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die Lampe in der Totengruft,
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da höre ich der Seraphine
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erhabensten Gesang von fern;
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da sauge ich, wie eine Biene
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am Blumenkelch, an Gott, dem Herrn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Gott“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1813 - 1863
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gott“ wurde von Christian Friedrich Hebbel, einem deutschen Dramatiker und Lyriker des 19. Jahrhunderts, verfasst. Erbbel lebte von 1813 bis 1863, daher können wir dieses Gedicht in die Epoche des Realismus einordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht tiefgründig und erschütternd, denn es befasst sich mit dem Thema Gott und der eigenen Erfahrung des lyrischen Ichs mit dieser allumfassenden Macht.

Inhaltlich sind drei Abschnitte erkennbar, jede Strophe repräsentiert offenbar einen andersgeprägten Zugang zur göttlichen Macht. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich über Zeiten des Sturms und der Unruhe, wenn Gott allmächtig und mächtig erscheint. Die zweite Strophe handelt von ruhigeren Zeiten, in denen Gott als sanft und mild wahrgenommen wird und das lyrische Ich sich zum Hohepriester erhebt. In der dritten und letzten Strophe wird der Begriff des Gottes dann mit ständiger Güte und der Lampe in der Totengruft assoziiert, Gott wird als Quelle des Lebens und des ewigen Lichts dargestellt.

Hebbels Gedicht ist in einer sehr eindrucksvollen und bildhaften Sprache verfasst. Er verwendet Metaphern und Vergleiche, um seine Botschaft zu vermitteln und Emotionen zu wecken. Die Form ist klassisch und geordnet mit drei Strophen mit jeweils acht Versen. Jede Strophe bietet dem Leser eine neue Perspektive auf das Thema Gott.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hebbel in „Gott“ das Spannungsfeld zwischen Furcht und Verehrung, zwischen Demut und Erhebung in Relation zur göttlichen Macht darstellt. Er verdeutlicht, dass die Erfahrung des Göttlichen vielschichtig ist, von erschreckender Macht bis hin zu stärkender Güte und Geborgenheit reicht und es letztlich am Menschen selbst liegt, wie er diese Erfahrung interpretiert und für sich nutzt.

Weitere Informationen

Christian Friedrich Hebbel ist der Autor des Gedichtes „Gott“. 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1829 und 1863. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Bei Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Friedrich Hebbel sind „Der Blinde“, „Gebet“ und „Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Gott“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 418 Gedichte vor.

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