Auf dem See von Emanuel Geibel

Nun fließt die Welt in kühlem Mondenlicht,
die Berge sind im weißen Duft versunken;
der See, der leis um meinen Kahn sich bricht,
spielt fern hinaus in irren Silberfunken,
doch sein Gestad erkenn ich nicht.
Wie weit! Wie still! Da schließt in mir ein Sinn
sich auf, das Unnennbarste zu verstehen;
uralte Melodien gehen
durch meine Brust gedänpft dahin.
10 
Es sinkt, wie Tau, der Ewigkeit Gedanke
11 
kühl schauernd über mich und füllt mich ganz,
12 
und mich umflutet sonder Schranke
13 
ein uferloses Meer von weißem Glanz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Auf dem See“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf dem See“ wurde von Emanuel Geibel geschrieben, einem deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, genauer in der Epoche des Biedermeier und des Realismus.

Beim ersten Lesen fesselt das Gedicht mit seiner malerischen Darstellung und sinneinnehmenden Bildern. Die Atmosphäre der ruhigen, abendlichen Seeanlandschaft, erhellt vom sanften Schein des Monds, lädt zur Kontemplation ein.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich die von Mondschein erhelle Landschaft, auf der er sich auf einem See in einem Boot befindet. Die Welt scheint still und weit entfernt zu sein; auch das Ufer ist nicht mehr erkennbar. Doch gerade in dieser Isolation erfasst das lyrische Ich ein Gefühl der tieferen Erkenntnis, der Verbindung mit Ihrer Umwelt und einer Art universeller Wahrheit. Kühle, tiefgründige Gedanken der Ewigkeit überfluten es, während es in einem „uferlosen Meer von weißem Glanz“ treibt.

Auf formaler Ebene besteht das Gedicht aus 13 Versen, die schwerpunktmäßig auf vier jambischen Fünfhebern, also Versen mit je fünf Betonungen, basieren. Es gibt jedoch einige Abweichungen von diesem Metrum, was das Gedicht weniger formstreng, aber lebendiger macht.

Die Sprache ist romantisch und reflektiv, geprägt von Personifikationen und Metaphern, die der poetischen Wahrnehmung des lyrischen Ichs Ausdruck verleihen. „Die Welt fließt in kühlem Mondenlicht“, „die Ewigkeit Gedanke sinkt wie Tau“ oder „mich umflutet ein uferloses Meer von weißem Glanz“ sind nur einige Beispiele hierfür.

Schlussfolgernd handelt es sich bei Geibels „Auf dem See“ um ein lyrisches Werk, das die transzendente Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur zum Ausdruck bringt und dabei auf lebendige, bildhafte Sprache und flexible metrische Strukturen setzt, um so die emotionale Tiefe und Komplexität der dargestellten Erfahrungen widerzuspiegeln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf dem See“ des Autors Emanuel Geibel. Geibel wurde im Jahr 1815 in Lübeck geboren. In der Zeit von 1831 bis 1884 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 85 Worte. Die Gedichte „An Georg Herwegh“, „Mittagszauber“ und „Hoffnung“ sind weitere Werke des Autors Emanuel Geibel. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem See“ haben wir auf abi-pur.de weitere 67 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Emanuel Geibel (Infos zum Autor)

Zum Autor Emanuel Geibel sind auf abi-pur.de 67 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.