Die toten Freunde von Conrad Ferdinand Meyer
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Das Boot stößt ab von den Leuchten des Gestads. |
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Durch rollende Wellen dreht sich der Schwung des Rads. |
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Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab ich schlecht, |
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das heißt mit lauter jungem Volk gezecht |
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Du, der gestürzt ist mit zerschossener Stirn, |
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und Du, verschwunden auf einer Gletscherstirn, |
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und Du, verlodert wie schwüler Blitzesschein, |
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meine toten Freunde, saget, gedenkt ihr mein? |
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Wogen zischen um Boot und Räderschlag. |
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Dazwischen jubelt ein dumpfes Zechgelag. |
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In den Fluten braust ein sturmgedämpfter Chor. |
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Becher läuten aus tiefer Nacht empor. |
Details zum Gedicht „Die toten Freunde“
Conrad Ferdinand Meyer
3
12
84
1825 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Die toten Freunde“ stammt von Conrad Ferdinand Meyer, einem Schweizer Dichter und Schriftsteller des Realismus, der von 1825 bis 1898 lebte. Daher ist es zeitlich in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts einzuordnen.
Das Gedicht hinterlässt einen dunklen, melancholischen ersten Eindruck. Es scheint in einer nächtlichen, gespenstisch anmutenden Atmosphäre zu spielen. Das lyrische Ich erinnert sich dabei an seine verstorbenen Freunde, denen er durch eine Art inneren Monolog Fragen stellt und seine Erinnerungen preisgibt.
Der Inhalt des Gedichts ist geprägt von einer schwermütigen Betrachtung des Lebens und des Todes. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich, wie es mit jungen Leuten ein ausschweifendes Fest feiert. Trotz der scheinbar ausgelassenen Atmosphäre spürt man bereits hier eine tiefe Melancholie und eine form von Abschied. In der zweiten Strophe richtet das lyrische Ich das Wort direkt an seine verstorbenen Freunde, die auf unterschiedliche, gewaltsame Weise gestorben sind: durch einen Schuss, auf einem Gletscher oder durch ein Feuer. In der dritten Strophe werden die feiernden Menschen und die Toten durch die vorbeiziehenden Wellen und das dumpfe Zechgelag noch einmal zusammengebracht.
Formal ist das Gedicht klassisch aufgebaut mit drei Vierzeilern. Sie bilden jeweils eine in sich geschlossene Sinneinheit und sind in einem einfachen, aber eindringlichen Sprachstil verfasst. Besondere stilistische Mittel wie Metaphern oder Symboliken sind nicht präsent, was die ernste und direkte Aussage des Gedichts noch unterstreicht.
Thematisch behandelt das lyrische Ich die Vergänglichkeit des Lebens, die Erinnerung an seine Freunde und die Trauer um deren Tod. Es wirkt dabei nachdenklich und einsam, geplagt von der Unausweichlichkeit des Todes und dem Verlust seiner Freunde. Es fragt die toten Freunde, ob sie sich an es erinnern - eine eher rhetorische Frage, da die Verstorbenen naturgemäß nicht antworten können. Dies zeigt die tiefe Verzweiflung und Sehnsucht des lyrischen Ichs. Dabei wirkt das Gedicht insgesamt eher düster und trostlos, aber gleichzeitig durch die direkte Ansprache der verstorbenen Freunde auch sehr persönlich und emotional.
Weitere Informationen
Conrad Ferdinand Meyer ist der Autor des Gedichtes „Die toten Freunde“. 1825 wurde Meyer in Zürich geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1841 und 1898. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Meyer ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 84 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Die Füße im Feuer“, „Fülle“ und „Gespenster“ sind weitere Werke des Autors Conrad Ferdinand Meyer. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die toten Freunde“ weitere 80 Gedichte vor.
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Zum Autor Conrad Ferdinand Meyer sind auf abi-pur.de 80 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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