Ein Lied Chasterlards von Conrad Ferdinand Meyer
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Sehnsucht ist Qual! |
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Der Herrin wag ichs nicht zu sagen, |
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ich wills den dunklen Eichen klagen |
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im grünen Tal: |
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Sehnsucht it Qual. |
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Mein Leib vergeht |
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wie schmelzend Eis in bleichen Farben, |
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sie sieht mich dursten, lechzen, darben, |
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bleibt unerfleht |
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Mein Leib vergeht. |
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Doch mag es sein, |
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daß sie an ihrer Macht sich weide! |
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Ergötzt sie grausam sich an meinem Leide, |
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so denkt sie mein |
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Drum mag es sein. |
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Sehnsucht ist Qual! |
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Den Kühnsten macht die Folter bange, |
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ein Grab, darin ich nichts verlange, |
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gib mir, o Tal! |
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Sehnsucht ist Qual. |
Details zum Gedicht „Ein Lied Chasterlards“
Conrad Ferdinand Meyer
4
20
90
1825 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Conrad Ferdinand Meyer, ein Schweizer Dichter und Schriftsteller des Realismus. Nach der Geburts- und Todesdaten des Autors zu urteilen, wurde das Gedicht wahrscheinlich im späten 19. Jahrhundert geschrieben.
Der erste Eindruck von diesem Gedicht ist ein Gefühl von tiefem Schmerz und Verzweiflung. Es scheint, dass das lyrische Ich unerwiderte Liebe oder Sehnsucht nach jemandem oder etwas empfindet, das unerreichbar ist.
In einfachen Worten ausgedrückt konfrontiert das lyrische Ich seine quälende Sehnsucht, die sich ebenso stark wie eine körperliche Qual anfühlt. Diese Sehnsucht kann er kaum lindern, da er seiner „Herrin“, wahrscheinlich einer unerreichbaren Geliebten, nicht seine Gefühle gestehen kann. Stattdessen richtet er seine Klagen an die „dunklen Eichen“ in einem „grünen Tal“, was auf seine Einsamkeit und Verzweiflung hindeutet.
Er fühlt sich in seinem Körper so schwach wie „schmelzendes Eis“. Er spricht darüber, dass seine Geliebte seine Qual sieht, aber ihm keine Linderung gewährt. In der dritten Strophe ist ein trotziger Unterton zu bemerken: Das lyrische Ich scheint sich damit abzufinden, dass seine Geliebte Gefallen an seiner Qual findet. In der vierten und letzten Strophe wird die einleitende Aussage wiederholt und vertieft: „Sehnsucht ist Qual!“.
In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in vier identischen Strophen mit je fünf Versen strukturiert. Die wiederholende Struktur und der Wechsel von Aussagen und Wiederholungen spiegeln die Intensität und Persistenz der Gefühle des lyrischen Ichs wider. Die Sprache ist einfach und klar, was die Dringlichkeit und Direktheit der Gefühle unterstreicht. Der Gebrauch von Naturmetaphern verleiht dem Gedicht eine bildliche Tiefe und hebt die Isolation und Resignation des lyrischen Ichs hervor.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Ein Lied Chasterlards“ von Conrad Ferdinand Meyer ein tief berührendes Gedicht über unerwiderte Liebe und qualvolle Sehnsucht ist, das die Grundemotionen von Schmerz und Verzweiflung mit bildhafter Klarheit darstellt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Ein Lied Chasterlards“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Conrad Ferdinand Meyer. 1825 wurde Meyer in Zürich geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1841 und 1898. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Meyer ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 90 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Conrad Ferdinand Meyer ist auch der Autor für Gedichte wie „Fülle“, „Gespenster“ und „Hirtenfeuer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Lied Chasterlards“ weitere 80 Gedichte vor.
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