Die Krypte von Conrad Ferdinand Meyer
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Baut, junge Meister, bauet hell und weit |
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der Macht, dem Mut, der Tat, der Gunst der Stunde, |
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der Dinge wahr und tief geschöpfter Kunde, |
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dem ganzen Genienkreis der neuen Zeit! |
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Des Lebens unerschöpften Kräften weiht |
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die freudge, lichtdurchflutete Rotunde |
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Baut auch die Krypte drunter, wo das wunde |
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Gemüt sich flüchten darf in Einsamkeit: |
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Vergeßt die Krypte nicht! Dort soll sich neigen |
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das heilge Haupt, das Dornen scharf umwinden! |
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Ich glaube: Einge werden niedersteigen. |
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Dort unten werden einge Trost empfinden. |
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Wir mögen, wenn die Leiden uns umnachten, |
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nicht Glück noch Ruhm, nur größern Schmerz betrachten. |
Details zum Gedicht „Die Krypte“
Conrad Ferdinand Meyer
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14
94
1825 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Krypte“ wurde von Conrad Ferdinand Meyer verfasst, einem bedeutenden Dichter der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts und zentraler Vertreter des Realismus, geboren am 11. Oktober 1825 und verstorben am 28. November 1898.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von starken Aufforderungen und einer Anerkennung der Dualität des Lebens und der menschlichen Emotionen. Es handelt sich offensichtlich um ein Gebäude oder eine Struktur, bei der sowohl die Erschaffung als auch die Betrachtung eine wichtige Rolle spielen.
Das lyrische Ich fordert junge Meister auf, ein helles und weites Gebäude zu errichten, das Macht, Mut, Tat und der Gunst der Stunde gewidmet ist. Des Weiteren betont es die Bedeutung der tieferen Kenntnisse über die materiellen Dinge und ermutigt, dem gesamten Geniekreis der neuen Zeit ein Denkmal zu setzen. Dabei wird jedoch auch betont, dass unter diesem großen, freudigen und lichtdurchfluteten Raum auch ein dunkler, ruhiger Platz für diejenigen reserviert werden soll, die Verletzung und Einsamkeit erleben - die Krypte. Das lyrische Ich stellt fest, dass in Zeiten von Leid das Streben nach Glück oder Ruhm irrelevant wird und stattdessen der Schmerz intensiver wird.
Das Gedicht ist in vier Strophen unterteilt, wobei die ersten beiden Strophen jeweils vier Verse und die beiden letzten Strophen jeweils drei Verse umfassen. Die längeren Strophen zu Beginn spiegeln das Streben nach Expansion und Schöpfung wider, während die kürzeren Strophen im späteren Verlauf auf das Element der Beschränkung und des Leidens hinweisen. Die Sprache des Gedichts ist formal und eindrucksvoll, mit intensiven Beschreibungen und starken Befehlen. Im weiteren Verlauf wird die Sprache jedoch empathischer und berührender, was auf eine tiefere emotionale Verbindung mit dem Thema hinweist.
Insgesamt scheint das Gedicht die doppelte Notwendigkeit des Lebens zu erkennen: die Notwendigkeit von Ambition und Erfolg, aber auch von Zurückgezogenheit und Kontemplation, besonders in Zeiten von Leid. Es ist eine Erinnerung daran, dass das Leben sowohl Höhen als auch Tiefen hat und dass beide eine notwendige Rolle in der menschlichen Erfahrung spielen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Krypte“ ist Conrad Ferdinand Meyer. Meyer wurde im Jahr 1825 in Zürich geboren. Zwischen den Jahren 1841 und 1898 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Meyer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Conrad Ferdinand Meyer ist auch der Autor für Gedichte wie „Alles war ein Spiel“, „Der Rappe des Comturs“ und „Der Ritt in den Tod“. Zum Autor des Gedichtes „Die Krypte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 80 Gedichte veröffentlicht.
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