Das freie Wort von Georg Herwegh

Sie sollen alle singen
Nach ihres Herzens Lust;
Doch mir soll fürder klingen
Ein Lied nur aus der Brust:
Ein Lied, um dich zu preisen,
Du Nibelungenhort,
Du Brot und Stein der Weisen,
Du freies Wort!
 
Habt ihr es nicht gelesen:
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Das Wort war vor dem Rhein?
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Im Anfang ist's gewesen,
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Und soll drum ewig sein.
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Und eh' ihr einen Schläger
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Erhebt zum Völkermord,
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Sucht unsern Bannerträger,
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Das freie Wort!
 
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Ihr habet zugeschworen
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So treu dem Vaterland,
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Doch ihr seid all verloren
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Und haltet nimmer stand,
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Solang in West und Osten,
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Solang in Süd und Nord
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Das beste Schwert muß rosten,
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Das freie Wort!
 
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Ach! es will finster werden,
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Wohl finster überall,
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Doch ist die Nacht auf Erden
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Ja für die Nachtigall.
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Heraus denn aus der Wolke,
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Die, Sänger, euch umflort;
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Erst predigt eurem Volke
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Das freie Wort!
 
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Laßt eure Adler fliegen,
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Ihr Fürsten, in die Welt,
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Und sie nicht müßig liegen
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Auf eurem Wappenfeld!
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O jagt einmal die Raben
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Aus unsern Landen fort,
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Und sprecht: Ihr sollt es haben,
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Das freie Wort!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Das freie Wort“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
173
Entstehungsjahr
1841
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das freie Wort“ stammt von Georg Herwegh, einem bekannten Vertreter der revolutionären Dichtung in der Zeit des Vormärz in Deutschland. Herwegh lebte von 1817 bis 1875. Seine Werke sind stark von politischem und sozialem Engagement geprägt und fordern oftmals zum Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit auf.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht kraftvoll und leidenschaftlich, es scheint das Prinzip der Redefreiheit als zentralen Wert einer freien Gesellschaft zu betonen.

Inhaltlich kann man zusammenfassen, dass das lyrische Ich die Wichtigkeit der freien Meinungsäußerung betont. Es scheint, als würde es die Menschen dazu auffordern, ihre Herzensangelegenheiten offen zum Ausdruck zu bringen und das „freie Wort“ als ein hohes Gut anzuerkennen. Diese Interpretation wird durch verschiedene Hinweise gestützt, wie zum Beispiel die Assoziation des „freien Worts“ mit einem „Nibelungenhort“, also einem kostbaren Schatz. Ebenfalls ist das „freie Wort“ das „beste Schwert“, was darauf hindeutet, dass es als mächtiges Werkzeug für den Wandel verstanden wird.

Formal lässt sich erkennen, dass das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils acht Versen besteht. Es gibt kein festes Reimschema, jedoch sind einige Endreime innerhalb der Strophen zu erkennen.

Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch eine klare, direkte und eindringliche Sprache aus. Metaphern und Vergleiche dienen dazu, die Bedeutung des „freien Worts“ zu unterstreichen. Es wird nicht nur als Schatz, sondern auch als Bannerträger und Schwert dargestellt, Symbole für Kampf und Verteidigung. Der Aufruf, dieses „Schwert“ nicht rosten zu lassen, verdeutlicht die Aktionsaufforderung an die Leser, ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung aktiv auszuüben und zu schützen.

Herwegh nutzt sein Gedicht, um die zentrale Stellung des „freien Worts“ als Basis für politische und persönliche Freiheit zu betonen und zur Nutzung dieser Freiheit aufzurufen. Damit positioniert er sich eindeutig im Kontext der revolutionären Dichtung des Vormärz und der sozialen und politischen Bewegungen dieser Zeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das freie Wort“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Im Jahr 1841 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 173 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Der arme Jakob und die kranke Lise.“, „Der schlimmste Feind“ und „Die Arbeiter an ihre Brüder“. Zum Autor des Gedichtes „Das freie Wort“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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