Aufruf von Georg Herwegh

Reißt die Kreuze aus der Erden!
Alle sollen Schwerter werden,
Gott im Himmel wird's verzeihn.
Laßt, o laßt das Verseschweißen!
Auf den Amboß legt das Eisen!
Heiland soll das Eisen sein.
 
Eure Tannen, eure Eichen
Habt die grünen Fragezeichen
Deutscher Freiheit ihr gewahrt?
10 
Nein, sie soll nicht untergehen!
11 
Doch ihr fröhlich Auferstehen
12 
Kostet eine Höllenfahrt.
 
13 
Deutsche, glaubet euren Sehern,
14 
Unsre Tage werden ehern,
15 
Unsre Zukunft klirrt in Erz;
16 
Schwarzer Tod ist unser Sold nur,
17 
Unser Gold ein Abendgold nur,
18 
Unser Rot ein blutend Herz!
 
19 
Reißt die Kreuze aus der Erden!
20 
Alle sollen Schwerter werden,
21 
Gott im Himmel wird's verzeihn.
22 
Hört er unsre Feuer brausen
23 
Und sein heilig Eisen sausen,
24 
Spricht er wohl den Segen drein.
 
25 
Vor der Freiheit sei kein Frieden,
26 
Sei dem Mann kein Weib beschieden
27 
Und kein golden Korn dem Feld;
28 
Vor der Freiheit, vor dem Siege
29 
Seh' kein Säugling aus der Wiege
30 
Frohen Blickes in die Welt!
 
31 
In den Städten sei nur Trauern,
32 
Bis die Freiheit von den Mauern
33 
Schwingt die Fahnen in das Land;
34 
Bis du, Rhein, durch freie Bogen
35 
Donnerst, laß die letzten Wogen
36 
Fluchend knirschen in den Sand.
 
37 
Reißt die Kreuze aus der Erde!
38 
Alle sollen Schwerter werden,
39 
Gott im Himmel wird's verzeihn.
40 
Gen Tyrannen und Philister!
41 
Auch das Schwert hat seine Priester,
42 
Und wir wollen Priester sein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Aufruf“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
214
Entstehungsjahr
1841
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aufruf“ wurde von Georg Herwegh geschrieben, einem Dichter und Schriftsteller der deutschen Revolution 1848 / 1849. Also kann man das Gedicht zeitlich in die Mitte des 19. Jahrhunderts einordnen. Herweghs Gedichte sind vor allem geprägt durch seinen politischen Aktivismus und seine Nähe zu revolutionären Bewegungen seiner Zeit.

Beim ersten Eindruck wird klar, dass es sich um ein politisches und revolutionäres Gedicht handelt, das zur Auflehnung aufruft. Das lyrische Ich fordert die Leser auf, gegen Unterdrückung vorzugehen und für ihre Freiheit zu kämpfen.

Der Inhalt des Gedichts offenbart eine intensive Aufforderung zur Revolution. Das lyrische Ich fordert, man solle die Kreuze aus der Erde reißen und sie zu Schwertern machen. Gott im Himmel wird dies verzeihen. Die Tannen und Eichen, Symbole der deutschen Nation, sollen nicht der Unterdrückung weichen. Der Blick in die Zukunft ist düster, aber Hoffnung liegt in der Erkenntnis, dass Freiheit und Unabhängigkeit erkämpft werden können.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in regelmäßigen sechszeiligen Strophen geschrieben ist. Die Sprache ist einfach, aber kraftvoll, mit metaphorischen Bildern und Wiederholungen, die die Botschaft verstärken.

Das Gedicht ist auch von starken binären Oppositionen geprägt: Kreuz gegen Schwert, Gott gegen die Unterdrücker, Tod gegen Freiheit. Wie oft in revolutionärer Literatur sind es extreme Bilder und Metaphern, die verwendet werden, um starke Emotionen hervorzurufen und zum Handeln zu motivieren.

Insgesamt spiegelt Herweghs „Aufruf“ die revolutionäre Stimmung seiner Zeit wider. Trotz der düsteren Beschreibungen ist es letztendlich ein hoffnungsvolles Gedicht, das dazu aufruft, aktiv zu werden und für die eigene Freiheit zu kämpfen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Aufruf“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. 1841 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 214 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 42 Versen. Die Gedichte „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“, „Das Lied vom Hasse.“ und „Den Siegestrunknen.“ sind weitere Werke des Autors Georg Herwegh. Zum Autor des Gedichtes „Aufruf“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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