Der Winter von Johann Peter Hebel

Isch echt do obe Bauwele feil?
Sie schütten eim e redli Theil
in d’Gärten aben un ufs Hus;
es schneit doch au, es isch e Gruus;
und ’s hangt no menge Wage voll
am Himmel abe, merki wohl.
 
Und wo ne Ma vo witem lauft,
se het er vo der Bauwele gchauft;
er treit si uf der Achsle no,
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und uffem Huet, und lauft dervo.
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Was laufsch denn so, du närsche Ma?
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De wirsch sie doch nit gstohle ha?
 
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Und Gärten ab, und Gärten uf,
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hen alli Scheie Chäpli uf.
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Sie stöhn wie großi Here do;
 
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sie meine, ’s heigs sust Niemes so.
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Der Nußbaum het doch au si Sach,
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und ’s Here Hus und ’s Chilche-Dach.
 
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Und wo me luegt, isch Schnee und Schnee,
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me sieht ke Stroß un Fueß-Weg meh.
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Meng Some-Chörnli, chlei und zart,
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lit unterm Bode wohl verwahrt;
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und schnei’s, so lang es schneie mag,
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es wartet uf si Ostertag.
 
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Meng Summer-Vögli schöner Art
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lit unterm Bode wohl verwahrt;
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es het kei Chummer und kei Chlag,
28 
und wartet uf si Ostertag;
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und gangs au lang, er chunnt emol,
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und sieder schlofts, und ’s isch em wohl.
 
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Doch wenn im Früehlig ’s Schwälmli singt,
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und d’Sunne-Wärmi abedringt,
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Potz tausig, wacht’s in jedem Grab,
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und streift si Todte-Hemdli ab.
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Wo nummen au ne Löchli isch,
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schlieft ’s Leben use iung und frisch. –
 
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Do fliegt e hungrig Spätzli her!
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e Brösli Brod wär si Begehr.
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Es luegt ein so erbärmli a;
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’s hei sieder nechte nüt mehr gha.
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Gell Bürstli, sell isch andri Zit,
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wenn ’s Chorn in alle Fure lit?
 
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Do hesch! Loß andern au dervo!
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Bisch hungerig, chasch wieder cho! –
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’s mueß wohr sy, wie ’s e Sprüchli git:
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„Sie seihe nit, und ernde nit;
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sie hen kei Pflueg und hen kei Joch,
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und Gott im Himmel nährt sie doch.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Winter“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
307
Entstehungsjahr
nach 1776
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Winter“ wurde von Johann Peter Hebel verfasst und stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert, da der Dichter von 1760 bis 1826 lebte.

Auf den ersten Blick fällt der Dialekt auf, der das Gedicht authentisch und regional gebunden macht. Es vermittelt außerdem einen volksnahen, unsentimentalen Eindruck des Winters und Natur.

Im Inhalt beschreibt das lyrische Ich die Winterlandschaft, indem es Beobachtungen über den Schneefall, die bedeckten Gärten, Straßen und das Laufen eines Mannes schildert. Im weiteren Verlauf wird auch der Einfluss der kalten Jahreszeit auf die Natur, insbesondere Pflanzen und Vögel, thematisiert. Es ist ein Ausdruck des Auf und Ab des Lebens, die Zyklen der Natur und des Hervorbringens des neuen Lebens im Frühling.

In Bezug auf die Form und Sprache verfügt das Gedicht über eine sehr spezielle Struktur. Die Anzahl der Verse variiert zwischen den Strophen und es gibt keinen erkennbaren Reimschema. Die Sprache ist sehr umgangssprachlich und regional aufgrund des Dialekts. Diese Merkmale verleihen dem Gedicht einen realitätsnahen, alltagsgetreuen Charakter.

Insgesamt wirkt das Gedicht wie eine malerische Darstellung des Winters und des aufkeimenden Lebens im Frühjahr in Verbindung mit alltäglichen Momenten, wie das Füttern eines kleinen Hungrigen Vogels. Es transportiert die Botschaft, dass, obwohl die Winterzeit hart und schwer sein kann, der Frühling immer folgen und neues Leben bringen wird. Dies ist im Einklang mit dem Vers 48 des Gedichts, welches besagt, dass Gott immer für sein Geschöpf sorgt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Winter“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Peter Hebel. Im Jahr 1760 wurde Hebel in Basel geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1776 bis 1826 entstanden. Der Erscheinungsort ist Karlsruhe. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 307 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Die Gedichte „Der Bettler“, „Der Karfunkel“ und „Der Knabe im Erdbeerschlag“ sind weitere Werke des Autors Johann Peter Hebel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Winter“ weitere 60 Gedichte vor.

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