An die deutschen Dichter von Georg Herwegh

Seid stolz! es klingt kein Gold der Welt
Wie eurer Saiten Gold;
Es ist kein Fürst so hoch gestellt,
Daß ihr ihm dienen sollt!
Trotz Erz und Marmor stürb' er doch,
Wenn ihr ihn sterben ließet;
Der schönste Purpur ist annoch
Das Blut, das ihr als Lied vergießet!
 
Der Ruhm der Herrscher wird verweht
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Lobpreis' ihn, wer da will!
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Man jagt und spornt ihn, doch er steht
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Mit ihrem Herzen still.
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O laßt sie donnern fort und fort!
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An ihrem Grab verhallt es.
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Ihr Dichter, sprecht ein grollend Wort,
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Und zu dem ew'gen Gotte schallt es!
 
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Es hat dem Vogel in dem Nest
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Der Himmel nie gewankt;
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Er dünkt die Mächtigen nur fest,
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Solang der Thron nicht schwankt!
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Palast und Purpur hin und her,
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Ob Glanz sie überschütte
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Seid stolz, seid stolz, ihr seid ja mehr;
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Seid ihr nicht Könige der Hütte?
 
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Blitzt ewig nicht der Tau im Feld
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Gleich wie der Diamant?
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Ist nicht ob dieser ganzen Welt
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Ein Baldachin gespannt?
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Wiegt nicht die Rebe, die hinauf
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An einem Strohdach gleitet,
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Den unfruchtbaren Efeu auf,
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Der sich um Zwingherrnburgen breitet?
 
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Hoch, Sänger, schlage euer Herz,
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Wie Lerchen in der Luft!
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Es ruht sich besser allerwärts,
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Als in der Fürstengruft.
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Ein Liebchen, das die Treue bricht,
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Ist überall zu finden;
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Verschmähet mir die Ringe nicht,
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Doch laßt euch nie an Ketten binden!
 
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Dem Volke nur seid zugetan,
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Jauchzt ihm voran zur Schlacht,
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Und liegt's verwundet auf dem Plan,
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So pfleget sein und wacht!
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Und so man ihm den letzten Rest
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Der Freiheit will verkümmern,
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So haltet nur am Schwerte fest,
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Und laßt die Harfen uns zertrümmern!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „An die deutschen Dichter“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
266
Entstehungsjahr
1840
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die deutschen Dichter“ wurde von Georg Herwegh verfasst, einem deutschen Dichter und Journalisten, geboren 1817 und gestorben 1875. Herwegh war eine wichtige Figur in der Revolution von 1848 und ist bekannt für seine politischen und revolutionären Gedichte. Er gehört zur Epoche des Vormärz, einer literarischen Bewegung, die sich durch politisches Engagement und sozialkritische Lyrik auszeichnet.

Das Gedicht hinterlässt einen starken ersten Eindruck. Es ist eine Aufforderung an die deutschen Dichter und künstlerischen Persönlichkeiten, nicht nur ihre Kunst einzusetzen, sondern auch politisch aktiv zu werden.

Herwegh betont die Macht und Bedeutung des Wortes und der Poesie. Er stellt die Überlegenheit der Dichter über die Fürsten und Herrscher dar indem er betont, dass ihre Worte eine größere Macht haben als der Reichtum und die Macht der Herrscher. Herwegh stellt die Dichter auch als Beschützer des Volkes dar und fordert sie auf, das Volk in der Schlacht zu unterstützen und für die Freiheit zu kämpfen.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen, mit je acht Versen. Die Sprache ist klar und direkt, mit eindringlichen und machtvollen Worten. Der Wunsch, dass die Dichter nicht nur ihre Kunst, sondern auch ihre politische Macht nutzen sollen, wird in der kraftvollen und leidenschaftlichen Rhetorik deutlich. Der Gebrauch von Metaphern, wie dem Vergleich der Dichter mit Vögeln und der Welt mit einem Baldachin, schafft lebendige Bilder und unterstreicht die Schönheit und Macht der Poesie.

Insgesamt ist „An die deutschen Dichter“ ein leidenschaftlicher Aufruf an die Künstler, ihre Kunst nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch als politisches Werkzeug zu nutzen. Durch die Darstellung der Dichter als mächtige und wichtige Persönlichkeiten, betont Herwegh die Bedeutung der Kunst und Kultur in der Gesellschaft und Politik.

Weitere Informationen

Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „An die deutschen Dichter“. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1840 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 266 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“. Zum Autor des Gedichtes „An die deutschen Dichter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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