Der Wiedergänger von Wilhelm Busch
1 |
Es fand der geizige Bauer Kniep |
2 |
Im Grabe keine Ruhe. |
3 |
Die Sehnsucht nach dem Gelde trieb |
4 |
Ihn wieder zu seiner Truhe. |
|
|
5 |
Die Erben wollten diesen Gast |
6 |
Im Haus durchaus nicht haben, |
7 |
Weil ihnen der Verkehr verhaßt |
8 |
Mit einem, der schon begraben. |
|
|
9 |
Sie dachten, vor Drudenfuß und Kreuz |
10 |
Ergebenst verschwinden sollt er. |
11 |
Er aber vollführte seinerseits |
12 |
Nur um so mehr Gepolter. |
|
|
13 |
Zum Glück kam grade zugereist |
14 |
Ein Meister, der vieles erkundet. |
15 |
Der hat gar schlau den bösen Geist |
16 |
In einem Faß verspundet. |
|
|
17 |
Man fuhr es bequem, als wär es leer, |
18 |
Bis an ein fließend Gewässer. |
19 |
Da plötzlich macht sich Kniep so schwer |
20 |
Wie zehn gefüllte Fässer. |
|
|
21 |
Gottlieb, der Kutscher, wundert sich. |
22 |
Nach rückwärts blickt er schnelle. |
23 |
Wumm, knallt der Spund. Der Geist entwich |
24 |
Und spukt an der alten Stelle. |
|
|
25 |
Wie sonst besucht er jede Nacht |
26 |
Die eisenbeschlagene Kiste |
27 |
Und rumpelt, hustet, niest und lacht, |
28 |
Als ob er von nichts was wüßte. |
|
|
29 |
Kein Mittel erwies sich als probat. |
30 |
Der Geist ward nur erboster. |
31 |
Man trug, es blieb kein andrer Rat, |
32 |
Den Kasten zum nächsten Kloster. |
|
|
33 |
Der Pförtner sprach: Willkommen im Stift, |
34 |
Und herzlich guten Morgen. |
35 |
Was Geld und böse Geister betrifft, |
36 |
Das wollen wir schon besorgen. |
Details zum Gedicht „Der Wiedergänger“
Wilhelm Busch
9
36
194
nach 1848
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Wiedergänger“ wurde von dem berühmten deutschen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch verfasst, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und arbeitete. Die thematischen Elemente des Übersinnlichen in Zusammenhang mit menschlichen Charaktereigenschaften und der teilweise humorvolle Umgang damit sind typisch für Buschs Werk.
Beim ersten Lesen des Gedichts hinterlässt es den Eindruck einer humorigen Geistergeschichte mit einer ironischen Betrachtungsweise des menschlichen Verhaltens, insbesondere des Geizes. Der Inhalt des Gedichts erzählt die Geschichte des geizigen, verstorbenen Bauern Kniep, der selbst nach seinem Tod seine Geldtruhe nicht loslassen kann und als Geist heimsucht. Seine Erben versuchen verschiedene Methoden, um den unerwünschten Gast zu vertreiben, was aber nur zu noch mehr Poltern und Rumpeln führt. Schließlich entscheiden sie sich, die Truhe in ein Kloster zu bringen, wo offensichtlich die einzige Hoffnung besteht, ihr Problem zu lösen.
Das lyrische Ich erzählt die Geschichte als Beobachter, setzt sich aber ideologisch gegen die habgierige Haltung des Bauern Kniep, der selbst nach seinem Tod nicht von seinem Geld lassen kann. Dies könnte als Gesellschaftskritik interpretiert werden, die die Handlungskette von Geiz, Unruhe und Negativität thematisiert, die letztendlich zur Isolation und Ablehnung führt.
Die Form des Gedichts ist eine durchgängige Struktur von vierzeiligen Strophen in einem einfachen, leicht zu folgenden Reimschema (ABAB). Die Sprache ist klar, direkt und verwendet oft humorvolle und ironische Metaphern und Vergleiche, was typisch für Buschs Stil ist. Trotz der humorvollen Darstellung handelt es sich um ernste Themen wie Geldgier und Tod, die durch die Perspektive des Erzählers humorvoll und ironisch dargestellt werden. Diese Kombination von Humor, Ironie und ernsten Themen gibt dem Gedicht seinen zynischen Charakter und seine zeitlose Relevanz.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Wiedergänger“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Wilhelm Busch. Im Jahr 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Zwischen den Jahren 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Wiesbaden u. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 194 Worte. Die Gedichte „Also hat es dir gefallen“, „Auf Wiedersehn“ und „Auf den Sonntag früh Morgen“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Busch. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Wiedergänger“ weitere 208 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
![](/bilder/loading.gif)
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
![](/bilder/loading.gif)
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Wilhelm Busch
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Wilhelm Busch und seinem Gedicht „Der Wiedergänger“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Wilhelm Busch (Infos zum Autor)
- Abschied
- Ach, ich fühl es! Keine Tugend
- Ach, wie geht’s dem Heilgen Vater
- Als Christus der Herr in Garten ging
- Als er noch krause Locken trug
- Also hat es dir gefallen
- Auf Wiedersehn
- Auf den Sonntag früh Morgen
- Bedächtig
- Befriedigt
Zum Autor Wilhelm Busch sind auf abi-pur.de 208 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt