Bei Hamburgs Brand von Georg Herwegh

Ein freies Wort in Hamburgs Flammen!
Denn in den Flammen seht ihr's gern;
Es wird mich Fürst und Volk verdammen
Und doch - ich find' kein Lied, ihr Herrn;
Kaum will ein Laut sich in mir regen,
Ein Laut für den Philistersegen,
Der aus der heißen Asche bricht;
Laßt mich ein Sprüchlein niederlegen:
Bewahrt das Feuer und das Licht!
 
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Ihr wißt, ich bin ein schlechter Reimer,
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Dies liegt trotz eurer Nacht am Tag;
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Doch ist mein Vers kein Wassereimer,
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Den man zum Löschen füllen mag;
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Ich jauchzte, als die Feuerzungen
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Jüngst so beredt durchs Land geklungen,
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Ja, Feuer! rief noch mein Gedicht;
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Ich hab' den Stürmen zugesungen:
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Bewahrt das Feuer und das Licht!
 
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Manch trocken Auge ward gefeuchtet,
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Manch kalte Seele wurde heiß,
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Und glühend hat das Eis geleuchtet,
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Das starre, deutsche Gletschereis;
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Der Bund der Eintracht ward beschworen,
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Das Feuer hat uns neugeboren,
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Des Rheines Wasser konnt' es nicht
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O sei kein Funke drum verloren:
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Bewahrt das Feuer und das Licht!
 
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Laßt sie von Land zu Lande wallen,
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Die Glut, die uns solch Heil gebar;
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Laßt alle, alle Tempel fallen,
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Doch jede Seele werd' Altar.
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»Mehr Licht!« nur Licht kann uns erretten,
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Nur Feuer tilgt das Mal der Ketten,
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Das Feuer halte sein Gericht.
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Das Feuer will die Freiheit betten:
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Bewahrt das Feuer und das Licht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Bei Hamburgs Brand“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
217
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bei Hamburgs Brand“ wurde von Georg Herwegh geschrieben, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1817 bis 1875 lebte. Herwegh war ein wichtiges Mitglied der Vormärz-Bewegung, einer sozialpolitischen Bewegung in Deutschland, die im 19. Jahrhundert vor der Märzrevolution von 1848 stattfand. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich in diese Epoche einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht leidenschaftlich und rebellisch. Es scheint, als ob der Autor die Leser dazu aufruft, ihr Feuer und ihr Licht zu bewahren, was metaphorisch für Hoffnung, Freiheit und Rebellion stehen könnte.

Inhaltlich gesehen zeichnet Herwegh ein Bild von einer Stadt, die in Flammen steht - vermutlich eine Metapher für die sozialen oder politischen Unruhen dieser Zeit. Das lyrische Ich kämpft offensichtlich mit dem gewünschten Ausdruck seiner Emotionen und Überzeugungen, fühlt sich gebremst und missverstanden. Es wird betont, dass sein „Vers kein Wassereimer“ ist, der das „Feuer“ oder die Leidenschaft der Revolution löschen kann. Vielmehr will das lyrische Ich dazu beitragen, dieses innere „Feuer“ am Leben zu erhalten und zu fördern, als ein Kampf für Freiheit und eine bessere, gerechtere Gesellschaft.

Das Gedicht ist in vier Strophen mit jeweils neun Versen unterteilt. Der wiederholte Refrain „Bewahrt das Feuer und das Licht!“ am Ende jeder Strophe betont die Hauptbotschaft des Dichters und wirkt wie ein Aufruf an seine Zeitgenossen.

Herwegh verwendet eine einfache und direkte Sprache, die seinen revolutionären Aufruf nur noch verstärkt. Seine Metaphern, darunter das Feuer als Symbol für revolutionäre Energie und Licht als Symbol für Erkenntnis und Hoffnung, sind kraftvoll und wirksam. Sein Ton ist leidenschaftlich und kampflustig, was seine Überzeugungen und den dringenden Charakter seines Aufrufs unterstreicht.

Zusammengefasst ist „Bei Hamburgs Brand“ ein politisch und emotional aufgeladenes Gedicht, in dem Georg Herwegh seine Unzufriedenheit mit den damaligen Zuständen und seine Hoffnung auf Veränderung zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Bei Hamburgs Brand“ ist Georg Herwegh. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Im Zeitraum zwischen 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 217 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Die Arbeiter an ihre Brüder“, „Die Partei“ und „Die Schweiz“. Zum Autor des Gedichtes „Bei Hamburgs Brand“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.

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