Der Wechsel der Dinge von Johann Gottfried Herder

Ein Echo. Nach dem Spanischen.

Verschwunden ist sie meinem Blick;
Werd ich sie wiedersehn?
„Verschwunden ist sie dir zum Glück;
Du wirst sie wiedersehn.
Freuden und Leiden, wie wechselt ihr so? –
„Es wechseln die Freuden
Zu mildern die Leiden;
Sei froh! Sei froh“.
 
Oft werd’ ich wenden meinen Blick:
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Warum ist sie nicht hier?
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„Dann rufet dir der Hain zurück:
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Sie kehret neu zu dir“.
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Freuden und Leiden, wie wechselt ihr so? –
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„Es wechseln die Leiden
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Zu schöneren Freuden;
16 
Sei froh! sei froh!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Wechsel der Dinge“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1797
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Wechsel der Dinge“ wurde von Johann Gottfried Herder geschrieben, einem deutschen Dichter, Theologen und Philosophen der Aufklärung, der vom 25. August 1744 bis zum 18. Dezember 1803 lebte.

Der erste Eindruck des Gedichts wirkt melancholisch und zugleich hoffnungsvoll. Es erzeugt ein wehmütiges, aber gleichzeitig hoffnungsvolles Gefühl – das lyrische Ich scheint eine geliebte Person oder etwas Wichtiges verloren zu haben („Verschwunden ist sie meinem Blick“), aber es wird immer wieder auf den Wechsel der Dinge und das Wiederkommen des Verlorenen hingewiesen.

Das zentrale Thema des Gedichts ist das Wechselhafte im Leben, der ewige Wechsel von Freude und Leid, von Abschied und Wiedersehen. Der Protagonist ist offenbar von etwas oder jemanden getrennt, das/der ihm sehr wichtig ist. Jedoch gibt es immer wieder die tröstliche Botschaft: „Du wirst sie wiedersehen“. Das Gedicht will sagen, dass es trotz der momentanen Trennung und des Schmerzes, immer Grund zur Freude gibt und dass sich die Zeiten immer wieder zum Positiven wenden werden.

Die Form des Gedichts ist in zwei Strophen mit jeweils acht Versen unterteilt. Innerhalb der Strophen gibt es eine klare Struktur und Wiederholung, die den Leser durch das Gedicht leitet. Die Sprache ist einfach und unmittelbar, aber trotzdem eindrucksvoll und emotional. Die Wiederholung des „Sei froh! Sei froh!“ am Ende beider Strophen lässt einem das Gedicht mit einer positiven Nachricht beenden, einer Art Trost oder Ermutigung.

Die lyrischen Begriffe „Freuden und Leiden“ stehen für die Polaritäten des Lebens, die sich immer wieder abwechseln. Mit dem häufigen Gebrauch der Möglichkeit der Veränderung betont Herder die Dynamik und Unbeständigkeit im Leben. Aber gleichzeitig signalisiert er auch Optimismus und Hoffnung auf ein besseres Morgen. Zusammengefasst handelt es sich bei Herders Gedicht um eine lyrische Reflexion über das Wechselspiel von Freude und Leid in unserem Leben und der dauernden Hoffnung auf eine positive Wendung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Wechsel der Dinge“ des Autors Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. 1797 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Tübingen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Zwei sich deutlich unterscheidende Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist im Grund genommen eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und endete mit Goethes Tod im Jahr 1832. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Menschlichkeit und Toleranz. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. In der Weimarer Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bedeutendsten Dichter der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Zum Autor des Gedichtes „Der Wechsel der Dinge“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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