Der deutsche Kaiser von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
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Hin ist des deutschen Reichs uralte Herrlichkeit, |
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Zu einer Sage ward's in dieser jungen Zeit; |
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Doch hält das Volk noch fest an seinem alten Herrn, |
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Zu seinem Banner eilt's noch hin von nah und fern. |
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Was lockt das Volk wohl hin? Nicht Kriegslust, Sold und Ruhm, |
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Nicht mehr Begeisterung fürs alte Kaiserthum. |
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Das Volk sucht Obdach nur, es will nur Ruh' und Rast, |
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Begehrt Erquickung nur für manche Müh' und Last. |
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Zum deutschen Kaiser bin auch ich wohl eingekehrt, |
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Auch ich hab' auf sein Wohl gar manches Glas geleert: |
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Denn dieser Kaiser war ein deutsches Wirthshaus nur, |
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Vom heil'gen röm'schen Reich die allerletzte Spur. |
Details zum Gedicht „Der deutsche Kaiser“
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1798 - 1874
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der deutsche Kaiser“ stammt von dem deutschen Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der durch sein „Lied der Deutschen“ – besser bekannt als die deutsche Nationalhymne – bekannt geworden ist. Er lebte während des 19. Jahrhundert und seine Arbeiten spiegeln oft die politischen und sozialen Verhältnisse dieser Zeit wider.
Beim ersten Lesen des Gedichtes fällt auf, dass es eine melancholische Stimmung verbreitet und sich thematisch mit der Herrschaft und der Vergangenheit des deutschen Kaiserreichs auseinandersetzt.
Inhaltlich geht das Gedicht auf den Niedergang des alten deutschen Kaiserreichs und den nostalgischen Blick zurück auf dessen frühere Größe ein. In den ersten vier Versen stellt der Dichter das deutsche Kaiserreich als ein vergangenes Reich dar, das in der Erinnerung der Deutschen weiterlebt. Trotz seiner Auflösung hält das Volk dennoch an seinem alten Herrscher fest und folgt seinem Banner. Vers 5 bis 8 beschäftigen sich mit der Frage, was das Volk dazu bewegt, an der nostalgischen Vision des Kaiserreichs festzuhalten. Es ist nicht mehr die Lust auf Krieg, Sold und Ruhm oder die Begeisterung für das alte Kaiserreich. Stattdessen sucht das Volk nach einem sicheren Ort, nach Ruhe und Erholung, nach Linderung von Mühen und Lasten. In der letzten Strophe offenbart das lyrische Ich, dass es selbst ein Teil dieses Volkes ist, dem der Verlust des alten Kaiserreiches zusetzt.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen, jede mit vier Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, ohne viele metaphorische Umschreibungen oder prunkvolle Beschreibungen. Die Klarheit der Sprache bringt die Botschaft deutlich hervor und unterstützt die nüchterne Konfrontation mit der aufgegebenen Pracht des Kaiserreichs. Besonders auffällig ist das Bild des deutschen Wirtshauses in der letzten Strophe. Dieses steht metaphorisch für das deutsche Reich und zeigt auf, wie sehr sich dieses von seiner einstigen Größe entfernt hat. Durch diese klare und deutliche Metapher wird das Gedicht zu einer unnachgiebigen Kritik an den damaligen politischen und sozialen Umständen im deutschen Kaiserreich.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der deutsche Kaiser“ ist August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. 1798 wurde Hoffmann von Fallersleben in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1814 und 1874 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Hoffmann von Fallersleben ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 104 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Munter getanzt! fröhlich gezecht!“, „So schlagen wir die Grillen todt“ und „Das Lied vom Monde“. Zum Autor des Gedichtes „Der deutsche Kaiser“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 201 Gedichte vor.
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Zum Autor August Heinrich Hoffmann von Fallersleben sind auf abi-pur.de 201 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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