Böhmische Dörfer von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Pegasus der alte Schimmel
Und Apollo fehlet nie,
Ja der ganze Götterhimmel
Prunkt in eurer Poesie.
 
Mit dem Wörterbuche lesen
Muß man jedes Maigedicht;
Wer die Cypris ist gewesen,
Weiß ich armer Deutscher nicht.
 
Auch Pandora, Flora, Iris,
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Zeus, Aurora, Rhadamanth,
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Midas, Isis und Osiris
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Sind mir gänzlich unbekannt.
 
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Sagt, für wen doch wollt ihr dichten?
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Für's gelehrte Häufelein?
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Nun, so müsst ihr drauf verzichten,
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Deutschlands Dichter je zu sein.
 
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Zwar das deutsche Volk hat immer
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Seinen hochgelehrten Stand;
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Dieser aber hatte nimmer
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In der Welt ein Vaterland.
 
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Besser drum, ihr singt und pfeifet
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Wie's gemäß dem deutschen Mund:
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Castor! Pollux! das begreifet
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Auch sogar ein dummer Hund.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Böhmische Dörfer“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1798 - 1874
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht mit dem Titel „Böhmische Dörfer“ stammt von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874), einem deutschen Dichter der Romantik- und Vormärzzeit.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht satirisch und humorvoll. Die Anspielungen auf die mythologischen Gestalten und die erzählende Haltung des lyrischen Ichs scheinen Leichtigkeit und Ironie in den Vordergrund zu stellen.

Inhaltlich setzt sich das lyrische Ich mit Fragen von Poesie, Lesern und Sprache auseinander. Es deutet an, dass die Poesie seiner Zeit mit mythologisch beladenen Begriffen gefüllt ist, die ein gewöhnlicher Deutscher nicht versteht, obwohl sie in den Gedichten gehäuft verwendet werden. Darüber hinaus hinterfragt das lyrische Ich, wem diese Art von Poesie eigentlich dient und kritisiert, dass die poetische Sprache weit von der Lebensrealität und dem Verständnis der Mehrheit der Menschen entfernt ist.

Formal ist das Gedicht in sechs vierzeilige Strophen unterteilt. Jede Strophe enthält vier Verse, was eine klare und geordnete Struktur vermittelt. Die Sprache ist leicht und unkompliziert, enthält jedoch viele Anspielungen auf die griechischen und römischen Mythologien, was ein zentrales Element der Kritik des lyrischen Ichs ist.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Böhmische Dörfer“ um eine Schmähung auf die für das lyrische Ich scheinbar uneinnehmbare und unzugängliche Position der Dichtkunst seiner Zeit. Das lyrische Ich ruft zur Einfachheit und Verständlichkeit in der Poesie auf. Es wendet sich gegen die Tendenz, Poesie zu etwas Exklusivem für die Gebildeten zu machen und betont, dass Dichtung verständlich und zugänglich sein sollte, um als wahre Kunst zu gelten. Hoffmann von Fallersleben zeigt mit diesem Gedicht eindeutig seine Position gegen die elitäre Kultur und die Abkehr von der Wirklichkeit in der Poesie seiner Zeit.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Böhmische Dörfer“ ist August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Geboren wurde Hoffmann von Fallersleben im Jahr 1798 in Fallersleben bei Wolfsburg. Zwischen den Jahren 1814 und 1874 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Hoffmann von Fallersleben ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Osterei“, „Das alte Jahr vergangen ist“ und „Die wilden Gänse“. Zum Autor des Gedichtes „Böhmische Dörfer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 201 Gedichte vor.

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