Der Unfall von Joachim Ringelnatz

Es sprach das Gehirn erschüttert
Zur Nase: „Du blutest stark!“
Es sagte der Hut verbittert:
„Ich bin total zerknittert
Und war auf Seide gefüttert
Und kostete dreißig Mark!“
 
Es sagte das Auge verschwommen:
„Ich fühle mich wieder frei.
Das Ganze wird uns gut bekommen;
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Das Herz ist nicht entzwei!“
 
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Das Herz sagte: „Sowas kommt vor.
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Vor allem aber lebt unser Humor,
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Und deshalb werde ich nun
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In eurem Namen Gott innig danken,
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Wie das die Erschreckten und Kranken –
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Leider fast nur die – tun!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Unfall“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Somit kann das Gedicht der Epoche des Expressionismus und der Weimarer Republik zugeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck macht das Gedicht einen humorvollen, aber auch sarkastischen Eindruck. Der Verfasser zeigt auf originelle Weise auf, was nach einem Unfall auf körperlicher und emotionaler Ebene passiert. Dabei werden alle Körperteile und Objekte als handelnde Subjekte personifiziert.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit den Folgen eines Unfalls auseinander. Die genaue Art des Unfalls bleibt offen, doch die körperlichen Verletzungen und emotionalen Reaktionen werden durch verschiedene Körper- und Objektstimmen ausgedrückt. Dabei versucht das lyrische Ich, eine möglichst ganzheitliche Perspektive auf den Unfall zu geben. Es verdeutlicht die emotionalen und physischen Auswirkungen, aber gleichzeitig wird betont, dass Humor und Dankbarkeit zur Bewältigung von Schwierigkeiten beitragen können.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl. Die ersten und letzten Strophen haben jeweils sechs Verse, die mittlere Strophe nur vier. Der Rhythmus des Gedichtes ist unregelmäßig, was die chaotische Nachwirkung des Unfalls unterstreicht.

In Bezug auf die Sprache verwendet Ringelnatz eine einfache und verständliche Sprache mit einer gewissen Trivialität („Und kostete dreißig Mark“). Dennoch gelingt es ihm, durch personifizierte Körperteile und Gegenstände eine einprägsame und lebendige Darstellung des Geschehens zu erzeugen. Der Humor und die Ironie, die im Gedicht zum Ausdruck kommen, sind typische Stilmittel von Ringelnatz und verleihen dem Gedicht eine bissige und sarkastische Note.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Der Unfall“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1929 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Unfall“ weitere 560 Gedichte vor.

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