Dichtung und Wahrheit von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

1	Mel. Saß einst in einem Lehnstuhl still
2	Ein gar gelehrter Mann.
3	Ihr sangt der Welt von Freiheit vor
4	Manch herrliches Gedicht;
5	Die Freiheit drang der Welt ins Ohr,
6	Die Welt verstand es nicht.
7	Die Freiheit war nur ein Gedicht,
8	Was ist sie jetzt zur Frist?
9	Jetzt sänget ihr von Freiheit nicht,
10	Weil Freiheit Wahrheit ist.

Details zum Gedicht „Dichtung und Wahrheit“

Gedicht-Analyse

Das hier vorgelegte Gedicht mit dem Titel „Dichtung und Wahrheit“ stammt von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (* 2. April 1798, † 19. Januar 1874). Dieser ist bekannt als Dichter der deutschen Romantik, weshalb sich das Gedicht wohl in diese Epoche einordnen lässt.

Beim ersten Lesen lässt das Lyrische Ich offen, ob es sich bei dem „gar gelehrten Mann“ (Vers 2) um den Schriftsteller selbst oder eine allgemeinere Figur handelt. Die poetische Auseinandersetzung mit dem Konzept von Freiheit und Wahrheit weist auf die politischen und sozialen Veränderungen der damaligen Zeit hin, darunter die Revolutionen von 1848 und die nachfolgende Schaffung nationaler Identitäten.

Der Inhalt des Gedichts scheint durch die menschliche Suche bzw. das Streben nach Freiheit und das Konzept von Wahrheit bestimmt zu sein. In der zweiten Strophe schreibt das lyrische Ich darüber, dass der vermeintlich gelehrte Mann Freiheit durch seine deklamatorischen Gedichte verkündete. Die Welt hörte diesen Aufruf, verstand aber u.U. nicht seine tiefere Bedeutung. In der letzten Strophe scheint das lyrische Ich zu argumentieren, dass man nicht mehr von Freiheit singen muss, weil sie jetzt eine „Wahrheit“ ist, eine greifbare Realität und nicht mehr nur eine poetische Idee.

Die Form und Sprache des Gedichts sind vergleichsweise einfach gehalten. Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Anzahl an Versen, was einen unregelmäßigen Aufbau darstellt. Die Reimschemata sind ebenfalls verschieden. Die einfache und klare Sprache trägt zur Schärfe der Aussage bei und macht das Konzept der „Freiheit als Wahrheit“ greifbarer. Darüber hinaus ist die Sprache von einer gewissen Direktheit und Offenheit geprägt, die zeigt, wie der Dichter seine Stimme als ein Instrument nutzt, um die grundlegendste aller menschlichen Sehnsüchte – die Freiheit – in Worte zu fassen. Der Stil Fallerslebens ist geprägt durch seine Fähigkeit, komplexe soziale und politische Ideen zu vereinfachen und auf menschliche Weise darzustellen, so auch in diesem Gedicht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dichtung und Wahrheit“ des Autors August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Hoffmann von Fallersleben wurde im Jahr 1798 in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1814 und 1874. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Hoffmann von Fallersleben handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 55 Worte. Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Lied vom Monde“, „Dies irae, dies ille“ und „Sehnsucht nach dem Frühling“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Dichtung und Wahrheit“ weitere 201 Gedichte vor.

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