Das neue Jerusalem von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Welch ein kindlich frommes Streben!
Welch ein inniger Verein!
An dem Theetisch
Welch ein heilig reines Leben!
Welch ein Gottversunkensein!
An dem Theetisch.
 
Wenn sie ein Tractätchen lesen,
Nimmt die Seele höhern Schwung,
An dem Theetisch
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Und es schwelgt ihr ganzes Wesen
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In der Gottvereinigung
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An dem Theetisch.
 
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Ihres Glaubens süße Blüthe
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Duftet wie die Rosenflur
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An dem Theetisch
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Lauter Milde, Lieb' und Güte
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Träuft von ihren Lippen nur
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An dem Theetisch.
 
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Wie sie ihren Bräut' gam preisen,
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O die Gottesbräutlein fein!
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An dem Theetisch
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Ihn und sich mit Andacht speisen
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Und mit heil'gen Melodei'n!
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An dem Theetisch.
 
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Alles was den Körper nähret
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Und erquicket, wird verschmäht.
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An dem Theetisch
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Ihre Augen sind verkläret,
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Jeder Blick ist ein Gebet
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An dem Theetisch.
 
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Ach, kein Mund vermag zu sprechen
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Was entzückt die Seele schaut
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An dem Theetisch
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Und das Herzlein möchte brechen
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Jeder frommen Gottesbraut
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An dem Theetisch.
 
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O daß meine Seele wüßte,
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Wie sie würd' auch ihnen gleich
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An dem Theetisch
40 
Aus dem Sodom ihrer Lüste
41 
Käm' ins liebe Himmelreich
42 
An dem Theetisch!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.4 KB)

Details zum Gedicht „Das neue Jerusalem“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
173
Entstehungsjahr
1798 - 1874
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das neue Jerusalem“ wurde von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben geschrieben, einem deutschen Dichter der Romantik. Er wurde 1798 geboren und starb 1874, somit kann man das Gedicht in die Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts einordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts stellt man eine starke religiöse und spirituelle Note fest. Es wird eine Szene am Teetisch beschrieben, die von religiöser Inbrunst und spiritueller Vereinigung gekennzeichnet ist. Offenbar spielen diese Treffen am Teetisch eine bedeutende Rolle im religiösen Leben der Protagonisten.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Gruppe von Menschen, die sich am Teetisch versammeln, um zu beten und Gott zu verehren. Die Wiederholung des Satzes „An dem Theetisch“ am Ende jeder Strophe betont die Bedeutung dieser Zusammenkünfte. Das lyrische Ich stellt sich dieses Treffen als ein nahezu paradiesisches und heiliges Ereignis vor und drückt den Wunsch aus, auch ein Teil davon zu sein. Es scheint, dass diese Begegnungen eine spirituelle Ekstase auslösen, die das lyrische Ich anstrebt.

Die Form des Gedichts ist durch eine regelmäßige Versstruktur gekennzeichnet, was die Ernsthaftigkeit und Feierlichkeit des Anlasses unterstreicht. Die Sprache ist gepflegt und an manchen Stellen altmodisch, was dem ethisch-religiösen Inhalt entspricht. Die Metaphern und Vergleiche, die der Dichter verwendet (z.B. „Ihres Glaubens süße Blüte duftet wie die Rosenflur“), tragen dazu bei, eine fast himmlische Atmosphäre zu erzeugen.

Insgesamt kann man sagen, dass das Gedicht „Das neue Jerusalem“ eine tiefe Sehnsucht nach spiritueller Erfüllung und Gottesnähe ausdrückt. Durch die detaillierte Beschreibung der Zusammenkünfte am Teetisch romantisiert der Dichter religiöse Praktiken und unterstreicht die Bedeutung von Gemeinschaft in der Spiritualität.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das neue Jerusalem“ des Autors August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Im Jahr 1798 wurde Hoffmann von Fallersleben in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1814 und 1874. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Hoffmann von Fallersleben ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 173 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 42 Versen. Die Gedichte „Dies irae, dies ille“, „Sehnsucht nach dem Frühling“ und „Nur liebend ist dein Herz ein Herz“ sind weitere Werke des Autors August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Zum Autor des Gedichtes „Das neue Jerusalem“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 201 Gedichte vor.

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