Carricaturen des Heiligsten von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Ihr sprecht so schön vom Hohen, Magnifiken,
Ihr gebt so schön die geistlichen Musiken
Von Bach und Graun, von Händel, Mozart, Haydn,
Die Engel selber müssen euch beneiden.
Ja, was ihr treibt ist Alles groß und prächtig
Ihr aber seid und bleibt so niederträchtig.
 
Ihr reißet fort durch eure Tön' und Klänge
Die Kenner und die anspruchlose Menge,
Ihr schafft das Staunen und das dumme Gähnen
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Um in Begeistrung und in Freudenthränen.
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Ja, was ihr treibt ist alles groß und prächtig
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Ihr aber seid und bleibt so niederträchtig.
 
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Ihr zeigt Gefühl bis in das Allerkleinste
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Und die Begeistrung selbst die wärmste, reinste;
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Bei jedem Takt, bei jeder Paus' und Note
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Thut ihr so heilig wie ein Friedensbote.
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Ja, was ihr treibt ist Alles groß und prächtig
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Ihr aber bleibt doch ewig niederträchtig.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.4 KB)

Details zum Gedicht „Carricaturen des Heiligsten“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1798 - 1874
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Carricaturen des Heiligsten“ stammt von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Er lebte von 1798 bis 1874, wodurch das Gedicht in die Epoche der Romantik bzw. des Biedermeier einzuordnen ist.

Der erste Eindruck des Gedichts lässt den Leser feststellen, dass es eine Art Kritik darstellt. Beim ersten Lesen dominiert eine Anklage, eine Kritik gegenüber dem Adressaten, oder besser gegenüber einer Gruppe von Personen.

Vom Inhalt her wird im Gedicht eine bestimmte Gruppe von Menschen adressiert - die „Magnifiken“, was so viel wie „die Großartigen“ bedeutet. Diese bezeichnet das lyrische Ich im Zusammenhang mit der Darbietung von geistlicher Musik, namentlich erwähnt werden berühmte Komponisten wie Bach, Graun, Händel, Mozart und Haydn. Das lyrische Ich lobt die Fähigkeiten und die Darbietungen dieser Gruppe, kritisiert jedoch heftig ihre Charaktere. Sie werden als niederträchtig bezeichnet - ein harter Kontrast zu den großartigen Leistungen, die sie vollbringen. Es wird eine starke Diskrepanz zwischen ihren äußeren Leistungen und ihrem inneren Wesen aufgezeigt.

Die Anwendung der Wiederholung in der Form („Ja, was ihr treibt ist Alles groß und prächtig / Ihr aber seid und bleibt so niederträchtig.“) zeigt, dass das lyrische Ich starken Wert auf diese Aussage legt. Es lässt keinen Zweifel daran, dass es die Charaktere der Adressaten trotz ihrer Fähigkeiten und Leistungen verachtet.

Die Sprache des Gedichts ist recht einfach, jedoch durch die Verwendung von Ironie und Sarkasmus stark geladen. Es finden sich kaum Metaphern oder andere sprachliche Bilder, die Aussage ist direkt und ungeschminkt. Der Autor nutzt die Sprache also als scharfes Werkzeug der Kritik.

Insgesamt lässt das Gedicht vermuten, dass der Autor mit der Gesellschaft und den Normen seiner Zeit unzufrieden war. Seine Kritik richtet sich gegen die Heuchelei und Doppelmoral, die er in der Gesellschaft wahrnimmt. Er prangert Menschen an, die in der Öffentlichkeit eine heilige, bewundernswerte Fassade zeigen, aber in ihrem Inneren niederträchtig sind.

Weitere Informationen

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist der Autor des Gedichtes „Carricaturen des Heiligsten“. Der Autor August Heinrich Hoffmann von Fallersleben wurde 1798 in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1814 und 1874 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Hoffmann von Fallersleben handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 132 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Das alte Jahr vergangen ist“, „Die wilden Gänse“ und „Jetzt hebt der Fasching an“. Zum Autor des Gedichtes „Carricaturen des Heiligsten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 201 Gedichte vor.

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