Lisels Brautlied von Christian Friedrich Daniel Schubart

Mädels, sagt es laut:
Lisel ist ne Braut.
Michel tut mich heuern,
Haus und Hof und Scheuern
Sind für mich gebaut
Ich bin eine Braut.
 
Michel, der ist mein!
O, wie wird mir sein,
Wenn am Dienstag frühe
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In die Kirch ich ziehe?
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Und wenn alles schaut
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Auf die Jungfer Braut.
 
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Wenn die Gmeinde singt
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Und die Orgel klingt;
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Wenn mein Ja ich sage
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Zu des Pfarrers Frage,
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Und mir schaurt die Haut:
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Ich bin eine Braut.
 
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Mit dem Hochzeitskranz
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Eil ich dann zum Tanz.
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Hackbrett, Geigen, Pfeifen
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Muntern auf zum Schleifen
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Bis der Morgen graut
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Hoch! ich bin ne Braut!
 
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Rot wird mein Gesicht,
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Wenn er mit mir spricht.
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Wenn er mir am Mieder
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Krabbelt hin und wieder,
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Schlägt mein Herz so laut:
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Ich bin halt ne Braut.
 
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Wenns doch Dienstag wär!
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s Herzle wird so schwer.
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Schwestern! ists ein Wunder,
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Wenn die Backen runter,
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Mir ein Zährlein taut?
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Bin ich doch ne Braut!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Lisels Brautlied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
155
Entstehungsjahr
1739 - 1791
Epoche
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lisels Brautlied“ wurde von Christian Friedrich Daniel Schubart verfasst, einem deutschen Dichter und Komponisten der Aufklärung und Vormärz. Er lebte von 1739 bis 1791, was das Gedicht in die Spätzeit der Aufklärung und der beginnenden Vormärz einordnet.

Schon beim ersten Lesen fällt auf, dass es sich um ein fröhliches Gedicht handelt, welches die Aufregung und Freude vor einem bevorstehenden Hochzeitstag ausdrückt. Lisel, das lyrische Ich, ist voller Vorfreude und teilt diese Freude mit den anderen Mädchen.

Inhaltlich schildert Lisel ihre bevorstehende Hochzeit mit Michel. Sie spricht über ihre Vorfreude, ihnen garantierende Sicherheit durch Haus und Hof und ihre Aufregung angesichts der Gemeinde und der Hochzeitszeremonie. Sie beschreibt die Feierlichkeiten nach der Zeremonie und ihre angespannte Reaktion auf Michels Annäherungen. Abschließend äußert sie ihre Sehnsucht nach dem Hochzeitstag und zeigt eine gewisse Emotionalität mit dem vergossenen Tränchen.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit je sechs Versen. Es folgt kein striktes Reimschema und keine festen Metren, was einer Art Volkslied entspricht und der mündlichen Überlieferung folgt. Die Sprache ist einfach und volksnah, ohne komplizierte Metaphern oder Symbole. Auffällig ist das Motiv von „Braut-sein“, welches immer wieder als selbstbewusste Selbstbestätigung hervorgehoben wird. Das Gedicht enthält außerdem einige für Schubart typische Aspekte wie die Beschreibung des ländlichen Lebens und den Bezug zur Musik.

Insgesamt lässt sich sagen, dass „Lisels Brautlied“ die Freude, Aufregung und Anspannung einer jungen Frau kurz vor ihrer Hochzeit einfängt und in eine einfache, volksnahe Sprache packt. Der Tonfall ist heiter und unbeschwert, gleichzeitig aber auch ein bisschen sorgenvoll und sentimental. Die Braut freut sich einerseits auf die Hochzeit, andererseits ist sie auch ein wenig ängstlich und aufgeregt. Es ist eine Mischung aus Freude und Nervosität, die wohl viele Bräute vor ihrer Hochzeit fühlen.

Weitere Informationen

Christian Friedrich Daniel Schubart ist der Autor des Gedichtes „Lisels Brautlied“. Der Autor Christian Friedrich Daniel Schubart wurde 1739 in Obersontheim geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1755 bis 1791 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Sturm & Drang kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Schubart ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Das vorliegende Gedicht umfasst 155 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Christian Friedrich Daniel Schubart ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Gruft der Fürsten“, „Gefühl am ersten Oktober 1781“ und „Kaplied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lisels Brautlied“ keine weiteren Gedichte vor.

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