Frühlingslied des Rezensenten von Ludwig Uhland

Frühling ist's, ich lass' es gelten,
Und mich freut's, ich muß gestehen,
Daß man kann spazieren gehen,
Ohne just sich zu erkälten.
 
Störche kommen an und Schwalben,
Nicht zu frühe, nicht zu frühe!
Blühe nur, mein Bäumchen, blühe!
Meinethalben, meinethalben!
 
Ja, ich fühl' ein wenig Wonne,
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Denn die Lerche singt erträglich,
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Philomele nicht alltäglich,
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Nicht so übel scheint die Sonne.
 
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Daß es keinen überrasche,
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Mich im grünen Feld zu sehen!
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Nicht verschmäh' ich auszugehen,
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Kleistens Frühling in der Tasche.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Frühlingslied des Rezensenten“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
79
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Frühlingslied des Rezensenten“ wurde von Ludwig Uhland, einem deutschen Dichter der Spätromantik, geschrieben. Uhland wurde 1787 geboren und starb 1862. Dementsprechend lässt sich das Gedicht etwa in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts einordnen.

Bei der ersten Lektüre fällt eine unaufdringliche, fast schon gleichgültige Bezugnahme auf den Frühling auf. Das lyrische Ich scheint zwar die angenehmen Eigenschaften der Jahreszeit zu registrieren, zeigt sich aber eher reserviert und eher etwas distanziert, was durchaus als humorvolle, ironische Distanzierung interpretiert werden kann.

Das Gedicht handelt vom Frühling und dem eher ambivalenten Gefühl des lyrischen Ichs. Es akzeptiert und begrüßt den Frühling, lässt sich jedoch nicht allzu sehr ein auf das überschwängliche Gefühl, das diese Jahreszeit gemeinhin hervorruft. Stattdessen betont es das Positive auf eine ironische, fast unterkühlte Weise: Man kann spazieren gehen, ohne zu frieren, die Vögel singen „nicht übel“ und er ist sogar bereit, sich in der grünen Natur draußen zu zeigen, wenngleich nicht ohne eine Büchertasche als Zeichen seiner Gelehrsamkeit zu erwähnen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist dabei eher schlicht und unprätentiös, was zur ironischen Distanzierung des lyrischen Ichs vom Frühling passt. Es wird zwar die blühende Natur und der Gesang der Vögel beschrieben, jedoch ohne die euphorischen und leidenschaftlichen Beschreibungen, die typisch für viele romantische Gedichte sind.

Das Gedicht spielt auf eine gewisse Art mit den Erwartungen der Leser: Statt die überschwängliche Freude über den Frühling zu teilen, präsentiert das lyrische Ich eine fast schon lakonische Akzeptanz der Jahreszeit. Insofern reflektiert es auch eine Einstellung, die sich nicht einfach von der allgemeinen Frühlingsbegeisterung mitreißen lässt und die Wirklichkeit nüchterner und zurückhaltender betrachtet. Dieser Unterschied zwischen den erwarteten Gefühlen und den tatsächlichen Äußerungen des lyrischen Ichs erzeugt eine humoristische Spannung und zeigt die individuelle Sichtweise des Dichters.

Insgesamt lässt sich das Gedicht als humorvolles, leicht ironisches Spiel mit den Konventionen des Frühlingsgedichts interpretieren. Dabei zeigt es eine eigenwillige, individuelle Reaktion auf den Frühling und eine Abkehr von den üblichen Klischees und Übertreibungen. Es zeigt uns, dass Literatur und Poesie auch eine Möglichkeit bieten, uns auf neue und ungewohnte Weisen mit der Welt auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Frühlingslied des Rezensenten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Uhland. Uhland wurde im Jahr 1787 in Tübingen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1803 bis 1862 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Uhland handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 79 Worte. Ludwig Uhland ist auch der Autor für Gedichte wie „Des Sängers Fluch“, „Die Kapelle“ und „Unter der Linden“. Zum Autor des Gedichtes „Frühlingslied des Rezensenten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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