Der Tag von Georg Heym
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Palmyras Tempelstaub bläst auf der Wind, |
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Der durch die Hallen säuselt in der Zeit |
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Des leeren Mittags, wo die Sonne weit |
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Im Blauen rast. Der goldene Atem spinnt, |
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Der goldene Staub des Mittags sich wie Rauch |
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Im Glanz der Wüste, wie ein seidenes Zelt |
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Der ungeheuren Fläche. Dach der Welt. |
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Wie ferne Flöten tönt des Zephirs Hauch, |
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Und leise singt der Sand. Doch unverweilt |
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Jagt hoch das Licht. Damaskus Rosenduft |
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Schlägt auf wie eine Woge in die Luft, |
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Wie eine Flamme, die den Äther teilt. |
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Der weißen Stiere roter Blutsaft schäumt |
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Auf Tempelhöfen, wo das Volk im Kranz |
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Des Blutes Regen fühlt, und seinen Glanz, |
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Der mit Rubinen ihre Togen säumt. |
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Ein Tänzer tanzt im blauen Mittagsrot |
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Auf weißer Platte, der vom Strahle trank. – |
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Das Licht entflieht. Der Libanon versank, |
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Der Zedern Haus, das sich dem Gotte bot. |
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Und westwärts eilt der Tag. Mit tiefem Gold |
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Ist weit des Westens Wölbung angefüllt: |
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Des Gottes Rundschild, der die Schultern hüllt |
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Des Flüchtigen. Sein blauer Helmbusch rollt |
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Darob im Sturme weit am Horizont, |
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Am Meer, und seiner Inseln Perlenseil. |
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Er eilt dahin, wo schon der Ida steil |
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Mit Eichen tost und dröhnt der Hellespont. |
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Das Stromland fort, dem grünen Abend zu. |
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Wie der Drommete Ton erschallt sein Gang |
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An Ossas Echo. Troas Schilf entlang, |
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In rote Wälder tritt sein Purpurschuh, |
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In Sammetwiesen weich. Dem Feuer nach, |
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Das einst gen Argos flog, tritt machtvoll er |
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Auf Chalkis hin. Darunter rauscht das Meer |
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Hervor aus grüner Grotten Steingemach. |
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Sein Arm, den er auf Meer und Lande streckt, |
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Ragt dunkel auf wie eine Feuersbrunst. |
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Sein Atem füllt das Meer mit schwarzem Dunst, |
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Des weißes Maul die roten Sohlen leckt. |
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Auf Marathon schleppt seines Mantels Saum |
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Ein violetter Streif, wo schon das Horn |
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Der Muschel stimmt am Strand der Toten vorn |
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Der Sturmgott laut aus weißer Brandung Schaum. |
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Des Rohres rote Fahnen rührt der Wind |
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Von seines Fußes Fittich um am Strand |
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Der fernen Elis, da der Nacht Trabant, |
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Schildknappe Mond, den dunklen Pfad beginnt. |
Details zum Gedicht „Der Tag“
Georg Heym
12
48
329
1911
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Tag“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Heym. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. Im Jahr 1911 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 329 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Der Dichter Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Berlin II“, „Berlin III“ und „Bist Du nun tot?“. Zum Autor des Gedichtes „Der Tag“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 76 Gedichte vor.
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