Der Sturm von Christian Felix Weiße

Der lichte Himmel schwärzet sich:
Ein jäher Sturm braust in den Zweigen,
Und überall herrscht fürchterlich
Ein ehrerbiethig Schweigen.
Der kleinen Sänger tonreich Chor
Vergißt sein Lied, und lauscht in Sträuchen,
Und nur die Schwalbe schießt hervor,
Und schwebet auf den Teichen.
 
Komm Chloe, eilends folge mir:
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Doch sieh, wie sich die Rosen bücken,
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Vom Sturm bedroht flehn sie zu dir;
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Du sollst sie liebreich pflücken.
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Sie zittern vor den nahen Tod.
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O sieh, wie schön sie sich entfärben!
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Viel lieber wünscht ihr schamhaft Roth
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An deiner Brust zu sterben.
 
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Wir sind entflohn, was fürchten wir
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In dieser dicht verwachsnen Laube:
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Welch Glück! es wartet unser hier
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Der Saft der Moslertraube.
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Verwegner Nord! tob immerhin,
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Und nimm, willst du ja hier noch wehen;
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Nimm meiner Chloe Palatin!
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Nur laß die Gläser stehen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Sturm“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Christian Felix Weiße verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1726 bis 1804 lebte. Demnach ist das Gedicht etwa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einzuordnen, in der Zeit der Aufklärung.

Bei einer ersten Lektüre fällt der dramatische Naturbeschreibung des beginnenden Sturms auf, der von den abwechselnden Gefühlen von Erwartungen und Sorge begleitet wird. Es wirkt sowohl aufregend als auch zart, und es regt die Sinne sowie die Vorstellungskraft an.

Das Gedicht beschreibt eine Szene, in der ein Sturm aufzieht, was im ersten Abschnitt durch die dunkle Farbgebung des Himmels verdeutlicht und durch das „Fürchterliche Schweigen“ verstärkt wird. Die lyrische Stimme erzählt dem Geliebten Chloe von der Situation und bittet sie, ihm zu folgen, um die Rosen zu pflücken, bevor der Sturm sie schwächt und ihre Farben verblasst. Im letzten Abschnitt entflieht das Paar in eine geschützte Laube und gibt sich der Freude an Moseltrauben hin. Hier drückt das lyrische Ich die Präferenz für bleiben gegenüber die Gläser wegzuwehen des Sturms aus, was auf eine bevorstehende Feier hinweist.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen und weist einen klaren, einfachen und melodischen Rhythmus auf, der durch die rhythmische Struktur der Verse erzeugt wird. In Bezug auf die Sprache verwendet Weiße lebendige, anschauliche Bilder, um das Geschehen zu schildern. Der Gebrauch von Naturmetaphern ist vorherrschend - etwa das „zart rosenrot „, das Vergänglichkeit suggeriert, oder der „wilde Nord“, der als beklemmendes Symbol dient. Ausserdem nutzt der Autor eine anspruchsvolle Wortwahl, die das Gedicht zugleich aufregend und ansprechend gestaltet. Die Tatsache, dass das Gedicht in einer gehobenen Sprache geschrieben ist, spiegelt den literarischen Kontext der Zeit wider. Doch der Duktus ist auffallend modern und zugänglich, was das Gedicht auch für zeitgenössische Leser attraktiv macht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Weiße's Gebrauch von dramatischer Natur-Beschreibung und das Spiel mit Gefühlen Geliebter in einer unsicheren Situation eine zugleich spannende und zarte Atmosphäre erzeugt, die das Gedicht lesenswert machen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Sturm“ ist Christian Felix Weiße. Weiße wurde im Jahr 1726 in Annaberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1758 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Aufklärung zu. Bei Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 132 Worte. Weitere Werke des Dichters Christian Felix Weiße sind „Amynt und Doris“, „An Amor“ und „An den Amor“. Zum Autor des Gedichtes „Der Sturm“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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