Am Schluß von Achim von Arnim

Gern seh' ich die Namen der Freunde
In meinem Stammbuch hier an,
Und bete mit dieser Gemeinde.
Dies Kirchlein ich schmücken kann:
Mit Bildern und schönen Zeichen,
Mit manchem herzlichen Wort,
Vor dem die Zeichen weichen,
Und auch der einsame Ort.
Und bis die Augen erblinden,
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Und bis der Tag mir versinkt,
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Soll keiner vor mir verschwinden,
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Der mir je freundlich gewinkt;
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Er mag noch wandeln und wirken,
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Und schauen das ewige Licht,
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Er mag in andern Bezirken
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Verhüllen das bleiche Gesicht.
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Daß hier auf Erden die Treue
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Ein moosiger Eichenstamm,
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Braucht viele Jahre zur Weihe,
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Und stürzt in schneller Flamm',
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Die Flamme steiget zur Bläue,
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Und über die Bläue hinaus,
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Da findet auf Sternen die Treue
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Ein glänzend gezimmertes Haus.
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Es treiben wohl Hirten die Heerde,
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So weit der Himmel ist blau,
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Und meinen sich eigen die Erde,
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Glänzt himmlisch die blühende Au,
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Es treiben auch Fischer den Nachen,
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So weit die Meere sind blau
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Und spielen am Todesrachen
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Wie Fische in Netzes Bau;
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Auch Jäger kennen nicht Gränzen,
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So weit der Wald sie verbirgt,
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Mit bunten Federn sich kränzen
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Von Vögeln, die jubelnd erwürgt;
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Doch hör', der Hirt ist gepfändet,
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Der Fischer versenkt in das Meer,
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Der Jäger ist heimgesendet,
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Ihn drückte der Raub zu schwer.
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Nur treue Liebe sie dringet
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Noch über das Blau hinaus,
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Sich über die Meere erschwinget,
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Und über der Wälder Gebraus,
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Und zu den Sternen sich hebet,
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Und freuet sich da der Welt,
47 
Was war, was wird, was lebet,
48 
Ist vor ihr ausgestellt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Am Schluß“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
250
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Schluß“ wurde von Achim von Arnim verfasst. Arnim, ein deutscher Schriftsteller, gehört zur Epoche der Romantik und lebte von 1781 bis 1831.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck einer Mischung aus Melancholie und tiefer Verbundenheit. Das lyrische Ich drückt eine Sehnsucht nach dauerhafter Liebe und Freundschaft aus und zieht dabei Vergleiche zu verschiedenen Lebensbereichen.

In den ersten acht Versen beschreibt das lyrische Ich ein Stammbuch, in dem es die Namen seiner Freunde festhält und diese in gedanklicher Gemeinschaft ehrt. Es gleicht einem spirituellen Akt, bei dem die Freunde, trotz physischer Absenz, weiterhin anwesend sind.

Die Folgeverse stellen verschiedene Berufe und Lebensweisen dar: Hirten, Fischer, Jäger. Doch gleich welche Lebensweise man wählt, schließlich wird jeder vom Tod erfasst. Nur die treue Liebe, so wird in den letzten Versen betont, übertrifft diese irdischen Grenzen und findet in den Sternen ein „glänzend gezimmertes Haus“.

Die Verse von Arnim, insbesondere die letzten, spiegeln die romantische Idee wider, dass Liebe und Spiritualität die einzigen echten Unsterblichkeiten im Leben darstellen.

Das Gedicht besteht aus 48 Partnerreim-Versen, die eine klare Botschaft vermitteln: Liebe und Freundschaft sind die stärksten Bande im Leben, und sie können über den Tod hinaus bestehen. Die Sprache des Gedichts ist eher schlicht und direkt, mit starken Bildern und alltäglichen Metaphern, was im Einklang mit der Romantik steht. Trotz dieser Einfachheit gelingt es Arnim, tiefgründige Gedanken über das Leben, den Tod und die ewige Liebe zu vermitteln. Insgesamt ist „Am Schluß“ ein beeindruckendes Beispiel für die Fähigkeit Arnims, tiefe Emotionen und philosophische Gedanken in einfache, aber wirkungsvolle Worte zu fassen.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Am Schluß“. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. In der Zeit von 1797 bis 1831 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Lyriker der Romantik in Auflösung begriffen. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 250 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Des ersten Bergmanns ewige Jugend“, „Der Falke“ und „Ehe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Schluß“ weitere 173 Gedichte vor.

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