Der Springbrunnen von Charles Baudelaire

Arm liebchen! dein auge ist feucht
Und müd · halt es lang noch geschlossen!
In ruhe bleib hingegossen
Daraus das vergnügen dich scheucht!
Im hofe das wasserspiel während
Der nacht und des tages singt
Die süsse verzückung nährend
Die heute die liebe mir bringt.
 
Die garbe die tausendfach
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Blumen schiesst
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Wo Phoebe erfreut ihre
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Farben ergiesst
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Wie regen von reichlichen
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Thränen fliesst.
 
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So schwingt deine seele die wilde
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Blitze der lust durchglühn
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Hinauf sich eilig und kühn
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In weite zaubergefilde.
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Dann wie ersterbend verbreitet
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Sie zehrende schmerzensflut
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Die unsichtbar gleitet und gleitet
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Bis tief sie im herzen mir ruht.
 
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Die garbe die tausendfach
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Blumen schiesst
25 
Wo Phoebe erfreut ihre
26 
Farben ergiesst
27 
Wie regen von reichlichen
28 
Thränen fliesst.
 
29 
Bei dir · der am abend so schönen ·
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Hör ich an dich geneigt
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Der ewigen klage stöhnen
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Die aus dem springbrunnen steigt.
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Mondnacht heilig und mild
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Wasser und laubesschauern –
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In eurem keuschen trauern
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Sieht meine seele ihr bild.
 
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Die garbe die tausendfach
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Blumen schiesst
39 
Wo Phoebe erfreut ihre
40 
Farben ergiesst
41 
Wie regen von reichlichen
42 
Thränen fliesst.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Springbrunnen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
171
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Springbrunnen“ ist Charles Baudelaire. Baudelaire wurde am 9. April 1821 geboren und starb am 31. August 1867. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich ins 19. Jahrhundert einordnen, zur Epoche der Romantik und des Symbolismus.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine melancholische Stimmung auszudrücken und dreht sich um Themen wie Liebe, Schmerz und Verzweiflung. Die wiederkehrende Metapher des Springbrunnens lässt auf eine tiefere symbolische Bedeutung schließen.

Inhaltlich geht es im Gedicht um das lyrische Ich, das seine Gefühle gegenüber einer anderen Person, vermutlich einer geliebten Frau, ausdrückt. Das lyrische Ich spricht von der „süssen Verzückung“, die die Liebe ihm bringt, aber auch von der „zehrenden Schmerzensflut“. Die Person scheint in einer Art emotionalen Zwiespalt zu stehen, zwischen der Freude und dem Schmerz, den die Liebe mit sich bringt.

Die Form des Gedichts ist recht unregelmäßig, mit Strophen unterschiedlicher Länge. Ein markantes Merkmal ist die Wiederholung der Zeilen 9 bis 14 und 23 bis 28 und schließlich 37 bis 42, was auf eine Art Refrain oder Kehrverse hindeutet. Diese wiederkehrenden Verse beschreiben ein bunt blühendes, mit Tränen vergleichbares Wasserspiel, das vermutlich symbolisch für platzende Emotionen steht.

Die Sprache des Gedichts ist recht poetisch und stark metaphorisch, typisch für Baudelaire und die literarische Epoche, in der er lebte. Besonders auffällig ist der Gebrauch der Göttin Phoebe, eine Mondgöttin in der römischen Mythologie, was auf den Einfluss der antiken Dichtung hindeutet.

Zusammenfassend ist „Der Springbrunnen“ ein melancholisches und tiefgründiges Gedicht, das sich thematisch mit der Komplexität der Liebe und emotionalem Schmerz auseinandersetzt. Die symbolische Sprache und die melodischen Verse kreieren eine kraftvolle emotionale Landschaft, die den Leser zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Charles Baudelaire ist der Autor des Gedichtes „Der Springbrunnen“. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1837 und 1867. In Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 171 Worte. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Aufschrift auf ein verpöntes Buch“, „Aufschwung“ und „Begräbnis“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Springbrunnen“ weitere 101 Gedichte vor.

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