Auf Menschen soll man nicht vertrauen von Achim von Arnim

Auf Menschen sollst du nicht vertrauen,
Sie kennen nur die eigne Noth,
Es überkommt sie leicht ein Grauen,
Und du lebst einsam in dem Tod.
 
Vertrau dem Wort in deiner Seele,
Das dir nicht eigen, du bist sein,
Es dringt aus freudensel'ger Kehle,
Es klingt in deinem Jammerschrein.
 
Die Glocke wird umsonst geschwungen,
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Trifft sie kein harter Hammerschlag,
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So wird das Wort von dir errungen,
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Du lebst dem Klange lange nach.
 
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Der Kindheit Schrein und Freudenlallen
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Hat manchen ernsten Mann belehrt,
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Das Wahre muß uns erst gefallen,
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Das jeden in sich selbst bekehrt.
 
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Des Paradieses Frucht bewahre,
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Der Apfel reift zur Weihnachtszeit,
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Und du wirst selbst das Ewigwahre,
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Suchst du des Schönen Seligkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Auf Menschen soll man nicht vertrauen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf Menschen soll man nicht vertrauen“ wurde von Achim von Arnim verfasst, der von 1781 bis 1831 lebte. Er gehörte zu den bedeutenden Vertretern der Romantik, welche in Deutschland von circa 1795 bis 1848 stattfand und oft von der Sehnsucht des lyrischen Ichs gekennzeichnet war.

Das Gedicht hinterlässt zunächst einen düsteren Eindruck, denn es beschreibt die Unzuverlässigkeit und Vergänglichkeit menschlichen Daseins. Die ersten zwei und die letzte Strophe widersprechen jedoch diesem Eindruck, indem sie auf den inneren Kern und die Wahrheit des Individuums hinweisen, welche verlässlich sind und ewig Bestand haben.

Das lyrische Ich erklärt zunächst, dass der Mensch nicht vertrauenswürdig ist, da er nur seine eigenen Probleme kennt und innerhalb dieser versinkt, wodurch er vor den Problemen der anderen verschließt (Strophe 1). Es legt nahe, dass man dem eigenen, inneren Wort vertrauen solle, das aus einem selbst entspringt und wahrhaftig ist (Strophe 2). Dieses innere Wort wird als kontinuierliches Echo innerhalb des Menschen beschrieben, das durchaus als Lebensmotor interpretiert werden kann (Strophe 3). Darüber hinaus wird der Bildungsprozess angesprochen, wobei der Schwerpunkt auf der Erkenntnis der eigenen Wahrheit liegt, die wiederum zur Selbstbekehrung führt (Strophe 4). Die Erlösung wird in der letzten Strophe durch den Apfel als Symbol der Erkenntnis und der Paradiesesfrucht verbunden und die Erreichung des „Ewigwahren“ als Ziel der Schönheitssuche ausgedrückt.

Das Gedicht ist in fünf gleichmäßige vierzeilige Strophen gegliedert und hat keinen festen Reim, was für die Romantik typisch ist. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch. Es wird beispielsweise die Glocke als Metapher für das innere Wort benutzt, wobei der Hammerschlag die Aktivierung dieses Wortes ausdrückt. Der Apfel symbolisiert die Selbsterkenntnis und steht in direkter Verbindung zum biblischen Paradies.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in Arnims Gedicht die Unzulänglichkeit zwischenmenschlichen Vertrauens thematisiert und zeitgleich die innere Wahrheit des Menschen und dessen Entwicklung zur authentischen Selbsterkenntnis hervorhebt. Es ist eine typische romantische Auseinandersetzung mit dem Sein, dem Selbstverständnis und der Sinnfindung des Menschen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Auf Menschen soll man nicht vertrauen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Achim von Arnim. Geboren wurde Arnim im Jahr 1781 in Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1797 und 1831. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 113 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Achim von Arnim sind „Zum Abschiede“, „Der Weber und die Spinnerin“ und „Bibliothek“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf Menschen soll man nicht vertrauen“ weitere 173 Gedichte vor.

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