Der Spatz von Wilhelm Busch

Ich bin ein armer Schreiber nur,
Hab weder Haus noch Acker,
Doch freut mich jede Kreatur,
Sogar der Spatz, der Racker.
 
Er baut von Federn, Haar und Stroh
Sein Nest geschwind und flüchtig,
Er denkt, die Sache geht schon so,
Die Schönheit ist nicht wichtig.
 
Wenn man den Hühnern Futter streut,
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Gleich mengt er sich dazwischen,
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Um schlau und voller Rührigkeit
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Sein Körnlein zu erwischen.
 
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Maikäfer liebt er ungemein,
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Er weiß sie zu behandeln;
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Er hackt die Flügel, zwackt das Bein
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Und knackt sie auf wie Mandeln.
 
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Im Kirschenbaum frißt er verschmitzt
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Das Fleisch der Beeren gerne;
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Dann hat, wer diesen Baum besitzt,
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Nachher die schönsten Kerne.
 
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Es fällt ein Schuß. Der Spatz entfleucht
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Und ordnet sein Gefieder.
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Für heute bleibt er weg vielleicht,
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Doch morgen kommt er wieder.
 
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Und ist es Winterzeit und hat’s
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Geschneit auf alle Dächer,
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Verhungern tut kein rechter Spatz,
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Er kennt im Dach die Löcher.
 
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Ich rief: Spatz, komm, ich füttre dich!
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Er faßt mich scharf ins Auge.
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Er scheint zu glauben, daß auch ich
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Im Grunde nicht viel tauge.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Spatz“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
176
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Spatz“ ist Wilhelm Busch, ein deutscher Humorist, Zeichner und Dichter des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht fällt in die Periode der späten Romantik bis zum Realismus.

Auf den ersten Blick gibt das Gedicht einen humorvollen und lebhaft dargestellten Einblick in das Leben eines Spatzes und das des lyrischen Ichs. Es wirkt sowohl humorvoll als auch ein wenig nachdenklich.

Der Inhalt des Gedichts thematisiert das einfache, aber zufriedene Leben eines Spatzes, das durch Überlebenskraft und Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet ist. Das lyrische Ich, selbst ein „armer Schreiber“, bewundert den Spatz, obwohl dieser nur ein einfacher Vogel ist. Es gibt keinen materiellen Reichtum, aber eine tiefe Freude an den kleinen Dingen des Lebens und der Natur. Es scheint, dass das lyrische Ich durch die Betrachtung des Vogels auch über seine eigene Situation nachdenkt.

Die Form des Gedichts besteht aus acht vierzeiligen Strophen, die jeweils im Paarreim (aabb) geschrieben sind. Die Sprache des Gedichts ist einfach und unkompliziert, was zur Charme und Leichtigkeit des Gedichts und der dargestellten Figur des Spatzes beiträgt. Die humorvollen Vergleiche und leichten Übertreibungen machen die Tätigkeiten des Spatzes lebendig und anschaulich. Die Darstellung des Spatzes wechselt zwischen humorvoll, liebevoll und ein wenig spöttisch.

Zusammengefasst handelt das Gedicht von einer Anerkennung und Wertschätzung des einfachen Lebens. Dabei wird auch die Lebensrealität des lyrischen Ichs reflektiert. Trotz Armut und möglicherweise schwierigem Leben erfährt das Ich Freude und Zufriedenheit in der Beobachtung und Wertschätzung der Natur und ihres Wesens. Zugleich ist es eine Handlung der Selbstreflexion und mündet in einer humorvollen Selbstironie in der letzten Strophe, als das lyrische Ich feststellt, dass es an der Natur und an den einfachen Wegen des Spatzes vielleicht noch etwas lernen kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Spatz“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Wilhelm Busch. Geboren wurde Busch im Jahr 1832 in Wiedensahl. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. Erscheinungsort des Textes ist Wiesbaden u. Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 176 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Wilhelm Busch ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf den Sonntag früh Morgen“, „Bedächtig“ und „Befriedigt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Spatz“ weitere 208 Gedichte vor.

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