Der Soldat von Christian Felix Weiße

Zieht hier ein Krieger stolz geschmücket,
Den Hut ins Auge tief gedrücket,
Mit bloßem Schwerdt vor seinen Reihn,
So wünsch ich ein Soldat zu seyn:
Doch soll der Zug nach Böhmen gehen,
Wo bärtige Panduren stehen,
Die mit verdammten Messern dräun;
So wünsch ich, kein Soldat zu seyn.
 
Wenn schmetternd die Trompete klinget,
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Die Freud aus rauhen Kehlen singet,
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Und muthge Rosse wiehernd schreyn,
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So wünsch ich ein Soldat zu seyn:
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Doch wenn sie keine Menschheit fühlen,
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Nach Köpfen, wie nach Scheiben zielen,
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Ihr junges Leben nicht bereun,
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So wünsch ich, kein Soldat zu seyn.
 
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Wenn sie in volle Keller brechen,
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Und brüderlich zusammen zechen,
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Im Ungarn oder an dem Rhein,
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So wünsch ich ein Soldat zu seyn:
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Doch wenn sie sich zu frech bezeigen,
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Und kühn auf Wäll’ und Mauern steigen,
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Wo plumpe Mörser Feuer speyn,
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So wünsch ich, kein Soldat zu seyn.
 
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Wenn Mädchen vor Croaten beben,
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Und sich in ihren Schutz begeben,
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Den sie den Mädchen gern verleihn,
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So wünsch ich ein Soldat zu seyn.
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Doch wenn, den Raub davon zu tragen,
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Sie sich darum mit Säbeln schlagen,
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Sich nie der Beute sicher freun,
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So wünsch ich, kein Soldat zu seyn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Soldat“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
194
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Der Soldat“ wurde von Christian Felix Weiße verfasst, der von 1726 bis 1804 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche der Aufklärung einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es einen wahrheitsgetreuen und kritischen Blick auf den Krieg und das Leben eines Soldaten wirft. Es unterstreicht nicht nur die glorreichen und heroischen Aspekte des Militärlebens, sondern auch die Grausamkeiten und Schwierigkeiten.

Im Gedicht wird das Bild eines Soldaten aus der Perspektive des lyrischen Ichs gezeichnet. In jeder Strophe gibt es eine Polarität zwischen der Romantisierung und der schockierenden Realität des Krieges. In den jeweils ersten vier Versen jeder Strophe wünscht sich das lyrische Ich, ein Soldat zu sein, inspiriert durch den Glanz, die Heldenhaftigkeit, die Kameradschaft und den Mut, den das Soldatentum vermittelt. Doch in den jeweils letzten vier Versen jeder Strophe korrigiert das lyrische Ich seinen Wunsch, nachdem es die beängstigende und brutale Realität des Krieges beleuchtet, die von Gewalt, Tod, Risiken und Raub geprägt ist.

Die Sprache des Gedichts ist klar und unverblühmt. Es verwendet lebhafte Bilder, um sowohl die attraktiven als auch die abstoßenden Aspekte des Krieges darzustellen. Das Gedicht folgt einem festen Reimschema (aabb), was die Zweiteilung jeder Strophe betont: erst die Idealisierung des Soldatenlebens, dann die brutale Wirklichkeit. Diese Struktur unterstreicht die Botschaft des Gedichts, dass Krieg und Soldatentum nicht so glorreich und begehrenswert sind, wie sie oft dargestellt werden.

Insgesamt wirft das Gedicht einen kritischen Blick auf das Soldatentum, indem es die Dichotomie zwischen der romantischen Vorstellung von Krieg und seiner harten Realität offenbart. Es hinterfragt die Propaganda und die verherrlichten Bilder, die oft mit dem Krieg und dem Militärleben assoziiert werden, und lädt die Leser ein, über die wahren Kosten und Opfer des Krieges nachzudenken.

Weitere Informationen

Christian Felix Weiße ist der Autor des Gedichtes „Der Soldat“. Geboren wurde Weiße im Jahr 1726 in Annaberg. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1758 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Aufklärung kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Weiße ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 194 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „An Amor“, „An den Amor“ und „An die Muse“. Zum Autor des Gedichtes „Der Soldat“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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