Der Seiltänzer von Klabund
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Er geht. Die schräge Stange trägt ihn linde. |
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Der Himmel schlägt um ihn ein Feuerrad. |
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Ein Lächeln fällt von einem mageren Kinde, |
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und an dem Lächeln wird die Mutter satt. |
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Ein jeder fühlt sich über sich erhaben |
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und tänzelt glücklich auf gespanntem Seil. |
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Die Menschen wimmeln braun wie Küchenschaben, |
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und sind dem Blick der Höhe wehrlos feil. |
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Dort unten hockt in schmutzigen Galoschen |
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das Niedere und Gemeine, und es hebt |
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die Stirn zur Höhe für zwei povre Groschen, |
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an denen feucht der Schweiß des Werktags klebt. |
Details zum Gedicht „Der Seiltänzer“
Klabund
3
12
86
1927
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht namens „Der Seiltänzer“ wurde von Klabund verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der in den Jahren 1890 bis 1928 lebte. Dies bedeutet, dass das Gedicht in die Moderne Epoch einzuordnen ist, eine Zeit, in der traditionelle Formen und Konzepte in der Literatur hinterfragt wurden.
Zum ersten Eindruck: Das Gedicht vermittelt ein deutliches Bild von einem Seiltänzer, der in großer Höhe über einem Publikum balanciert. Es scheint eine Mischung aus Bewunderung, Abneigung und Mitleid gegenüber den Menschen unten und der Situation des Seiltänzers zu geben.
Bezüglich des Inhalts: Das Gedicht diskutiert den Auftritt eines Seiltänzers. Majestätisch und hoch oben, ruft der Seiltänzer bei den Zuschauern die unterschiedlichsten Gefühle hervor. Doch die Darstellung der Zuschauer ist gleichzeitig mit einer gewissen Verachtung versehen, sie werden als „braun wie Küchenschaben“ beschrieben und von der Höhe, auf der sich der Seiltänzer befindet, wehrlos angestarrt. Dies kann als Metapher für das gesellschaftliche Gefüge gesehen werden, in dem sich jeder über dem anderen erhaben fühlt und auch die Unterschicht die Stirn für ein wenig Erhebung hebt.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts: Es besteht aus drei Vier-Versen, in traditioneller Form und ohne erkennbares Reimschema. Die Sprache von Klabund ist bildreich und voller Metaphern, die den Unterschied zwischen dem Protagonisten und den Zuschauern unter ihm hervorheben. Der Dichter benutzt Worte wie „Himmel“, „Feuerrad“ und „Höhe“, um den Seiltänzer und seine Position zu beschreiben, wohingegen die Zuschauer mit Begriffen wie „schmutzige Galoschen“, „niedere und gemeine“ und „Küchenschaben“ dargestellt werden. Dies unterstreicht den Kontrast und die Ironie von Klabunds Blick auf diese Szene.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Seiltänzer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Der Autor Klabund wurde 1890 in Crossen an der Oder geboren. 1927 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 86 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Klabund sind „Akim Akimitsch“, „Altes Reiterlied“ und „Ausmarsch“. Zum Autor des Gedichtes „Der Seiltänzer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Klabund sind auf abi-pur.de 139 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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