Der Schadenfrohe von Wilhelm Busch

1	Ein Dornstrauch stand im Wiesental
2	An einer Stiege, welche schmal,
3	Und ging vorüber irgendwer,
4	Den griff er an und kratzte er.
5	Ein Lämmlein kam dahergehupft.
6	Das hat er ebenfalls gerupft.
7	Es sieht ihn traurig an und spricht:
8	Du brauchst doch meine Wolle nicht,
9	Und niemals tat ich dir ein Leid.
10	Weshalb zerrupfst du denn mein Kleid?
11	Es tut mir weh und ist auch schad.
12	Ei, rief der Freche, darum grad.

Details zum Gedicht „Der Schadenfrohe“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Schadenfrohe“ wurde von Wilhelm Busch verfasst, einem deutschen Dichter und Zeichner, der vor allem für seine humorvollen und satirischen Darstellungen bekannt ist. Er lebte im 19. Jahrhundert, genauer gesagt von 1832 bis 1908.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht simpel und unterhaltsam. Es erzählt von einem unangenehmen Dornstrauch, der jeden angreift, der an ihm vorbeigeht, sogar ein unschuldiges Lämmlein. Die Komödiantik des Gedichts versteckt jedoch eine tiefe Kritik an Schadenfreude und Bosheit.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht ist, wenn man die Perspektive des Erzählers einnimmt, ein neutraler Beobachter der Szene. Allerdings könnte man auch argumentieren, dass das Lämmlein gewissermaßen als lyrisches Ich fungiert, da es menschliche Emotionen und Sprache aufweist.

Die Handlung des Gedichtes dreht sich um einen Dornstrauch, der vorbeigehende Personen und Tiere verletzt. Eines der Opfer ist ein Lämmlein, das den Strauch traurig fragt, warum er es verletzt hat, da es ihm nie Leid zugefügt hat und er seine Wolle nicht benötigt. Der Strauch antwortet schadenfroh, dass dies genau der Grund ist, warum er das Lämmlein verletzt hat. Es scheint, dass der Strauch einfach Freude am Schmerz anderer hat. Das lyrische Ich könnte hier die unangemessene Freude am Schaden anderer kritisieren.

Formal hat das Gedicht mehrere Strophen mit verschiedenen Verszahlen und ist in einfachem, leicht verständlichem Deutsch geschrieben. Die Sprache ist direkt und leicht sarkastisch, was den schadenfrohen Charakter des Dornstrauches widerspiegelt. Der Rhythmus und Reim des Gedichts tragen ebenfalls zur Veranschaulichung der Handlung und zum Ausdruck der hintergründigen Botschaft bei.

Schließlich lädt Wilhelm Busch den Leser durch dieses Gedicht zum Nachdenken über das Verhalten der Menschen ein und wie oft sie sich ohne Grund gegenseitig Schaden zufügen. Es ist eine Aufforderung, Mitgefühl und Verständnis für andere zu zeigen. Denn auch wenn es oft leicht ist, anderen zu schaden, sollte man stattdessen versuchen, mitfühlend und verständnisvoll zu sein.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Schadenfrohe“ des Autors Wilhelm Busch. Geboren wurde Busch im Jahr 1832 in Wiedensahl. In der Zeit von 1848 bis 1908 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Wiesbaden u. Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Wilhelm Busch ist auch der Autor für Gedichte wie „Als Christus der Herr in Garten ging“, „Als er noch krause Locken trug“ und „Also hat es dir gefallen“. Zum Autor des Gedichtes „Der Schadenfrohe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 208 Gedichte veröffentlicht.

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