Der Ruhm von Wilhelm Busch

Der Ruhm, wie alle Schwindelware,
Hält selten über tausend Jahre.
Zumeist vergeht schon etwas eh’r
Die Haltbarkeit und die Kulör.
 
Ein Schmetterling voll Eleganz,
Genannt der Ritter Schwalbenschwanz,
Ein Exemplar von erster Güte,
Begrüßte jede Doldenblüte
Und holte hier und holte da
10 
Sich Nektar und Ambrosia.
 
11 
Mitunter macht er sich auch breit
12 
In seiner ganzen Herrlichkeit
13 
Und zeigt den Leuten seine Orden
14 
Und ist mit Recht berühmt geworden.
 
15 
Die jungen Mädchen fanden dies
16 
Entzückend, goldig, reizend, süß.
 
17 
Vergeblich schwenkten ihre Mützen
18 
Die Knaben, um ihn zu besitzen.
 
19 
Sogar der Spatz hat zugeschnappt
20 
Und hätt ihn um ein Haar gehabt.
 
21 
Jetzt aber naht sich ein Student,
22 
Der seine Winkelzüge kennt.
 
23 
In einem Netz mit engen Maschen
24 
Tät er den Flüchtigen erhaschen,
25 
Und da derselbe ohne Tadel,
26 
Spießt er ihn auf die heiße Nadel.
 
27 
So kam er unter Glas und Rahmen
28 
Mit Datum, Jahreszahl und Namen
29 
Und bleibt berühmt und unvergessen,
30 
Bis ihn zuletzt die Motten fressen.
 
31 
Man möchte weinen, wenn man sieht,
32 
Daß dies das Ende von dem Lied.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Ruhm“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
169
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Ruhm“ wurde von dem deutschen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch geschrieben, der von 1832 bis 1908 lebte. Er ist vor allem für seine humorvollen und oft sarkastischen Verse und Zeichnungen bekannt. Dieses Gedicht entstammt also der Epoche des Spätbürgerlichen Realismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht leichtfüßig und humorvoll, mit wenig ernsthaftem Gehalt. Es handelt von einem Schmetterling, genauer gesagt einem Ritter Schwalbenschwanz, der durch seine Schönheit und seine zahlreichen Besuche bei Blüten eine Berühmtheit ist und von vielen bewundert wird. Doch der Schmetterling wird von einem Studenten gefangen und auf eine Nadel gespießt, um anschließend unter Glas ausgestellt zu werden, bis er schließlich von Motten gefressen wird.

Durch dieses Narrativ offenbart Busch eine tiefergehende Kritik am Phänomen des Ruhms und der Eitelkeit. Der Ruhm des Schmetterlings resultiert aus seiner rein äußerlichen Attraktivität und führt schließlich zu seinem Untergang. Seine Bedeutung als Individuum wird auf seine Rolle als Ausstellungsstück reduziert. Busch stellt dieses Schicksal dar, um auf den flüchtigen und oberflächlichen Charakter des Ruhms hinzuweisen, der letztendlich zum Verfall des Individuums führt.

Das Gedicht besteht aus zehn Strophen. Die Strophenlänge variiert dabei zwischen zwei und sechs Versen. Die Sprache ist lebhaft und bildreich, mit einer Fülle von Metaphern und Vergleichen, um die Szenerie und das Verhalten des Schmetterlings zu beschreiben. Der lyrische Ton des Gedichts ist humorvoll, satirisch und manchmal zynisch, was typisch für Busch's Werk ist. Allerdings nutzt er diesen Humor als Mittel, um ernste Themen anzusprechen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Der Ruhm“ ein gelungenes Beispiel für Wilhelm Busch's Meisterschaft im Einsatz von Humor zur Vermittlung ernsthafter und kritischer Botschaften ist. Das Gedicht bringt seine Gedanken über Ruhm und Eitelkeit auf eine Weise zum Ausdruck, die sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich stimmend ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Ruhm“ des Autors Wilhelm Busch. 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Zwischen den Jahren 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Wiesbaden u. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 169 Worte. Die Gedichte „Auf Wiedersehn“, „Auf den Sonntag früh Morgen“ und „Bedächtig“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Busch. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Ruhm“ weitere 208 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Wilhelm Busch

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Wilhelm Busch und seinem Gedicht „Der Ruhm“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Wilhelm Busch (Infos zum Autor)

Zum Autor Wilhelm Busch sind auf abi-pur.de 208 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.