Der Richter von Susanne von Bandemer

Zwey Parten ließen vor dem Rath
In einem Abderitten Staat
Sich wacker pro et contra hören:
Der Richter reckete das Ohr
Aus seiner Staatsperücke vor,
Sich von der Klage gründlich zu belehren:
Allein ein Lärm drang durch die dünne Wand,
„Zum Henker seid doch still, ihr Leute, wenn man richtet,
(Rief er voll Zorn:) zehn Sachen hab’ ich schon geschlichtet,
10 
Wovon ich nicht ein Wort verstand.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Richter“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Susanne von Bandemer, eine im 18. Jahrhundert lebende deutsche Autorin, hat das Gedicht „Der Richter“ verfasst. Die Dichterin, die zur Zeit der Aufklärung lebte, ist bekannt für ihre kritischen Texte, die oft gesellschaftliche Zustände und Ungerechtigkeiten zum Thema haben.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht den Eindruck von einer humorvollen und gleichzeitig kritischen Betrachtung der Gerichtsbarkeit zur damaligen Zeit. Die Ironie und der Spott sind unverkennbar, sowohl in der Beschreibung des Richters als auch in seiner Aussage am Ende des Gedichts.

Inhaltlich geht es in „Der Richter“ um eine Gerichtsverhandlung, bei der der Richter, obwohl er offensichtlich sein Amt ausübt, einräumt, kein Wort der vorgetragenen Fälle verstanden zu haben. Der Richter erscheint distanziert und uninteressiert, mehr mit seiner Perücke und dem Lärm „durch die dünne Wand“ beschäftigt als mit der Klage, die er eigentlich bewerten sollte. Durch diese Darstellung wird das Bild eines unzureichenden Gerichtssystems dargestellt, in dem Urteile gefällt werden, ohne dass die Fälle wirklich verstanden oder angemessen gehört werden.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus einer Strophe mit zehn Versen. Die Verse sind in einem freien Rhythmus geschrieben, ohne festes Reimschema, was zur lebendigen und eher gesprächigen Darstellung des Inhalts beiträgt. Die Sprache ist klar und direkt, sie nimmt auf bekannte Bilder, wie das der aus der Perücke hervorragenden Ohr des Richters, Bezug, die den Humor und die Kritik der Dichterin unterstreichen. Der Torheit des Richters wird dabei durch seine eigene Äußerung am Ende des Gedichts Ausdruck gegeben.

Zusammenfassend ist „Der Richter“ von Susanne von Bandemer ein humorvoll-kritisches Gedicht, das das damalige Gerichtswesen und allgemein die gesellschaftlichen Machtstrukturen und ihre Absurditäten auf den Prüfstand stellt. Die Dichterin nutzt dabei Ironie und Direktheit, um ihre Botschaft zu vermitteln.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Der Richter“ ist Susanne von Bandemer. Geboren wurde Bandemer im Jahr 1751 in Berlin. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1802. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 66 Worte. Die Gedichte „Abschied an Selmar“, „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“ und „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Zur Autorin des Gedichtes „Der Richter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.

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