Die Trompete von Gravelotte von Ferdinand Freiligrath

Sie haben Tod und Verderben gespie'n,
Wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterie'n,
Wir haben sie niedergeritten.
 
Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
Tief die Lanzen und hoch die Fahnen:
So haben wir sie zusammengesprengt,
Kürassiere wir und Ulanen.
 
Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
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Wohl wichen sie unsern Hieben,
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Doch von zwei Regimentern, was ritt und stritt,
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Unser zweiter Mann ist geblieben.
 
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Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
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So lagen sie bleich auf dem Rasen,
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In der Kraft, in der Jugend dahingerafft,
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Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!
 
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Und er nahm die Trompet', und er hauchte hinein;
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Da - die mutig mit schmetterndem Grimme
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Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein
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Der Trompete versagte die Stimme!
 
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Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz
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Entquoll dem metallenen Munde;
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Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz,
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Um die Toten klagte die Wunde!
 
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Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
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Um die Brüder, die heut gefallen,
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Um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
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Erhub sie gebrochenes Lallen.
 
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Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann;
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Rundum die Wachtfeuer lohten;
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Die Rosse schnoben, der Regen rann
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Und wir dachten der Toten, der Toten!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Die Trompete von Gravelotte“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
1810 - 1876
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Trompete von Gravelotte“ wurde von Ferdinand Freiligrath verfasst, einem wichtigen deutschen Lyriker, der im 19. Jahrhundert lebte und schrieb. Das Gedicht lässt sich in die frühe Phase der deutschen Nationalstaatsbildung einordnen und bezieht sich auf die Schlacht von Gravelotte, die 1870 während des Deutsch-Französischen Krieges stattfand.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick einen starken Eindruck von Kampf, Tod und Krieg. Es schildert die gewaltsamen Ereignisse der Schlacht, in der viele Soldaten ihr Leben verloren. Im Zentrum der dichterischen Darstellung steht eine Trompete, die als militärisches Signalinstrument die Kämpfer in die Schlacht führt und im Verlauf des Gedichts zur symbolischen Trägerin der Trauer wird.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich aus der Sicht eines Soldaten, möglicherweise eines Offiziers, der sich an die Ereignisse der Schlacht erinnert. Die ersten beiden Strophen beschreiben den Kampf gegen den Feind und den scheinbaren Triumph der eigenen Seite. In der dritten Strophe wird jedoch deutlich, dass dieser Sieg einen hohen Preis hat. Die Hälfte der eigenen Truppen ist gefallen. Die vierte und fünfte Strophe stellen die Aufforderung dar, die Trompete zur Sammlung zu spielen, doch die Trompete, die vorher stolz und kräftig ertönt ist, bleibt stumm und klagt über den Tod der Soldaten. Das Ende des Gedichts ist von düsterer Stimmung geprägt. Die Soldaten ziehen ab, während sie an die Toten denken.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in regelmäßigen Vierzeilern gehalten. Es bedient sich einer bildhaften, teils heroisierenden Sprache, um die dramatischen Ereignisse der Schlacht zu schildern. Eindringlich wird der Kontrast zwischen dem kampflustigen Ton der Trompete zu Beginn und ihrem gebrochenen Lallen nach der Schlacht dargestellt. Der Sprachgebrauch ist klar und einfach, mit einer starken Betonung auf die physischen und emotionalen Auswirkungen des Kampfes. Dies unterstreicht die tragische und brutale Realität des Krieges. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Freiligraths Gedicht eine eindrucksvolle künstlerische Verarbeitung des Erlebnisses des Krieges ist. Es verdeutlicht die Tragik, dass ein scheinbarer militärischer Triumph mit großer menschlicher Verlusten erkauft wird. Dabei wird die Trompete zum Symbol für die Kriegserfahrungen der Soldaten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Trompete von Gravelotte“ des Autors Ferdinand Freiligrath. Der Autor Ferdinand Freiligrath wurde 1810 in Detmold geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1826 und 1876. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Freiligrath handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 199 Worte. Die Gedichte „Springer“, „Von unten auf“ und „Vor der Fahrt“ sind weitere Werke des Autors Ferdinand Freiligrath. Zum Autor des Gedichtes „Die Trompete von Gravelotte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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