Marie von Rudolf Gottschall

Marie, am Fenster sitzest du,
Du einfach Bürgerkind,
Und siehst dem Spiel der Blüten zu,
Verweht im Abendwind.
 
Der Bürger, der vorübergeht,
Er lüftet fromm den Hut.
Du bist ja selbst, wie ein Gebet,
So fromm, so schön, so gut.
 
Die Blumenaugen sehn empor
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Zu deiner Augen Licht;
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Die schönste Blum' im Fensterflor
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Ist doch dein Angesicht.
 
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Ihr Abendglocken grüßet sie
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Mit süßer Melodie!
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O brech' der Sturm die Blumen nie
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Und nie dein Herz, Marie!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Marie“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1823 - 1909
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Marie“ wurde von Rudolf Gottschall verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1823 bis 1909 lebte. Somit ist das Werk in die Zeit des 19. Jahrhunderts einzuordnen, genauer in das Zeitalter des Biedermeier und der Romantik.

Beim ersten Lesen sticht die Lyrik durch ihren ruhigen, harmonischen und zugleich sehnsuchtsvoll-wertschätzenden Ton hervor. Es scheint die liebevolle Beobachtung einer bewunderten Person zu sein.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines einfachen, jedoch wunderschönen und gutherzigen Bürgermädchens namens Marie. Sie sitzt am Fenster und beobachtet den Abendwind, wie er mit den Blüten spielt. Die Menschen, die an ihr vorbeigehen, begrüßen sie respektvoll, da sie selbst wie ein frommes Gebet wirkt. Ihre Schönheit wird mit der der Blumen verglichen, jedoch übertrifft sie diese noch. Zum Schluss drückt der Sprecher den Wunsch aus, dass weder ein Sturm die Blumen noch irgendetwas Maries Herz brechen möge.

Das lyrische Ich stellt Marie in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen und drückt seine tiefe Bewunderung und seinen ehrfürchtigen Respekt gegenüber ihrer Schönheit und ihrem Charakter aus. Die Verbindung von ausdrücklich menschlichen und natürlichen Elemten deutet auf eine romantische Weltanschauung hin, in der die Schönheit der Natur und des menschlichen Wesens Hand in Hand gehen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Es folgt keinem festen Reimschema, es treten sowohl Paarreime als auch umarmende Reime auf. Die Sprache ist einfach und klar, ohne komplizierte Metaphern oder ungewöhnliche Wortwahl, was die bodenständige Schönheit und Natürlichkeit von Marie betont. Der Ton ist liebevoll und wertschätzend, fast schon anbetend. Hervorzuheben ist das wiederholte Blumenmotiv, das einerseits Mariens Schönheit unterstreicht, andererseits ihre Vergänglichkeit impliziert.

Alles in allem ist das Gedicht „Marie“ von Gottschall eine romantische Ode an die Schönheit und Würde des einfachen Lebens und des einfachen Mädchens. Über das Bodenständige und Erhabene in der Alltagswelt wird ein tiefer Respekt und eine große Bewunderung ausgedrückt.

Weitere Informationen

Rudolf Gottschall ist der Autor des Gedichtes „Marie“. Geboren wurde Gottschall im Jahr 1823 in Breslau. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1839 und 1909. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 76 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Schwebende, flatternde Wolken“ und „Ein Traum ist alles Erdenleben“ sind weitere Werke des Autors Rudolf Gottschall. Zum Autor des Gedichtes „Marie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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