Der Pavillon von Rainer Maria Rilke
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Aber selbst noch durch die Flügeltüren |
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mit dem grünen, regentrüben Glas |
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ist ein Spiegeln lächelnder Allüren |
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und ein Glanz von jenem Glück zu spüren, |
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das sich dort, wohin sie nicht mehr führen, |
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einst verbarg, verklärte und vergaß. |
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Aber selbst noch in den Steingirlanden |
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über der nicht mehr berührten Tür |
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ist ein Hang zur Heimlichkeit vorhanden |
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und ein stilles Mitgefühl dafür, |
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und sie schauern manchmal wie gespiegelt, |
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wenn ein Wind sie schattig überlief; |
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auch das Wappen, wie auf einem Brief |
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viel zu glücklich, überstürzt gesiegelt, |
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redet noch. Wie wenig man verscheuchte: |
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alles weiß noch, weint noch, tut noch weh. |
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Und im Fortgehn durch die tränenfeuchte, |
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abgelegene Allee |
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fühlt man lang noch auf dem Rand des Dachs |
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jene Urnen stehen, kalt, zerspalten, |
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doch entschlossen, noch zusammzuhalten |
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um die Asche alter Achs. |
Details zum Gedicht „Der Pavillon“
Rainer Maria Rilke
5
22
129
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Pavillon“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der literarische Moderne, besonders der deutschen Literatur. Er lebte von 1875 bis 1926, was eine zeitliche Einordnung des Gedichts in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts ermöglicht.
Erster Eindruck des Gedichts ist, dass es melancholisch und reflektiv wirkt. Eine Atmosphäre des Verfalls, der Erinnerung und des Verlustes scheint zu herrschen.
Im Gedicht wird ein Pavillon beschrieben, wobei der Fokus weniger auf dessen physischer Beschreibung liegt, sondern mehr auf dem, was er repräsentiert: eine vergangene Zeit, lang verlorenes Glück und die Vergänglichkeit. Durch Zeichen wie die „Flügeltüren mit dem grünen, regentrüben Glas“ oder die „Steingirlanden über der nicht mehr berührten Tür“ wird eine Atmosphäre von Nostalgie und Verlust erzeugt. Das lyrische Ich scheint diese Orte zu durchwandern, dabei alte Erinnerungen und Gefühle aufzugreifen und sinnbildlich die Spuren einer vergangenen Zeit zu entdecken und zu betrauern.
Die Form des Gedichts ist nicht streng gebunden. Die Strophenanzahl variiert, die Reime sind teilweise umarmend und teilweise kreuzweise angeordnet. Diese freiere Form passt zum Inhalt des Gedichts, denn sie erlaubt es dem lyrischen Ich, gedanklich umherzuwandern und Erinnerungen und Gefühle aufzugreifen, die durch den Pavillon hervorgerufen werden.
Die Sprache des Gedichts ist ausdrucksstark und bildlich. Mit der detaillierten Darstellung des Pavillons und seiner Umgebung entsteht ein lebendiges Bild von Vergänglichkeit und Verfall. Besonders hervorzuheben ist die Personifikation des Pavillons und seiner Umgebung, die es dem lyrischen Ich ermöglicht, seinen Gefühlen und Gedanken Ausdruck zu verleihen. Dabei erzeugt Rilke durch die häufige Verwendung von Adjektiven und Adverbien eine intensive, emotionale Atmosphäre, die den Leser in seinen Bann zieht. So weist das Gedicht trotz seiner Melancholie und seines Hauptthemas des Verlustes eine gewisse Schönheit auf.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Pavillon“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 129 Worte. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend in Skaane“ und „Absaloms Abfall“. Zum Autor des Gedichtes „Der Pavillon“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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