Auf die Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen von Ernst Moritz Arndt
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Habt ihr wohl den Klang vernommen, |
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Der durch alle Länder klingt, |
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Wie der Ruhm den Flug genommen |
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Und die goldnen Flügel schwingt? |
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Wie der Schande Zentnerschwere |
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Sich von Deutschlands Nacken löst, |
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Und die alte deutsche Ehre |
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Hell in Kriegsposaunen stößt? |
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Hörtet ihr die hohen Namen? |
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Preußen! Preußen! klingt der Klang; |
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Tausend Stimmen rufen Amen, |
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Tausend Herzen glühen Dank, |
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Millionen Knie sinken |
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Freudig betend vor dem Herrn, |
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Millionen Augen blinken |
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Selig auf zum Tagesstern. |
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Nehmt den Stolz, ihr frommen Männer! |
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Dieser Preis wird nimmer Wahn |
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Nehmt den Stolz, ihr ersten Renner |
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Auf der deutschen Ehrenbahn, |
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Die der süße Reiz der Tugend |
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Lockte froh zu Sieg und Tod, |
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Wie der Bräute Rosentugend |
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Lockt der Wonnefackel Rot. |
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Tapfre Preußen! Tapfre Preußen! |
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Ihr, die Glück und Sieg versöhnt, |
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Deutschlands Retter sollt ihr heißen, |
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Wo nur deutsche Sprache tönt; |
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In der Enkel fernsten Tagen, |
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Durch der Säkeln Nacht hinaus |
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Soll noch jeder Deutsche sagen: |
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Diese fochten's mutig aus. |
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Jetzt die edlen Heldenschatten, |
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Die der dunkle Tod umfing, |
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Wollen wir mit Glanz bestatten |
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In des Schlachtfelds blut'gem Ring; |
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Auf! Und türmt den Berg von Steinen! |
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Türmt ein deutsches Heldenmal! |
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Sonne, komm mit hellsten Scheinen, |
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Leuchte drauf den schönsten Strahl! |
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Auf! Und pflanzet grüner Eichen |
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Ernste Haine ringsumher! |
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Betet, daß in deutschen Reichen |
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Buben freveln nimmermehr! |
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Betet, fluchet, daß die Sklaven, |
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Die den heil'gen Toten nahn, |
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Plötzlich alle Himmelsstrafen |
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Auf das schuld'ge Haupt empfahn! |
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Und ihr, die von listen Höhen, |
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Von dem heitern Element, |
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Wo die Geister wandeln gehen, |
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Alles schauet, alles kennt, |
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Helden aus den grauen Zeiten, |
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Die ihr längst geschieden seid, |
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Hört die Siegesglocken läuten, |
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Freut euch deutscher Herrlichkeit! |
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Ihr auch, die auf diesen Auen |
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Jüngrer Schlachten Staub erregt |
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Und mit Schrecken, Tod und Grauen |
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Reihen gegen Reih' bewegt, |
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Gustav, großer Schwedenkönig, |
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Zweiter Friedrich, Wallenstein, |
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Lernt, wie eure Schlachten wenig |
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Sind vor diesem Ehrenschein. |
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Denn das Lied muß schwarz sich kleiden, |
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Welches euch besingen will, |
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Und der helle Klang der Freuden |
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Wird bei euren Taten still, |
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Und Germanien mag wohl klagen |
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Um den schweren Haß und Neid, |
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Wodurch in vergangnen Tagen |
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Ihr so groß geworden seid. |
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Aber selig, wer in diesen |
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Hehren Götterschlachten fällt! |
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Der wird ewig froh gepriesen |
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Als ein Heiland, als ein Held; |
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Auf der Freiheit Siegesstätten |
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Blüht die Ehre ewig grün, |
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Heil'ge kommen da zu beten, |
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Engel kommen da zu knien. |
Details zum Gedicht „Auf die Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen“
Ernst Moritz Arndt
10
80
379
1813
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Auf die Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen“ wurde von Ernst Moritz Arndt verfasst, der von 1769 bis 1860 lebte. Arndt gilt als einer der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Biedermeyerzeit.
Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine starke patriotische Ausrichtung besitzt und die Schlacht als symbolischen Akt der Befreiung und Ehrenrettung Deutschlands darstellt. Arndt verbindet das militärische Ereignis mit einem starken Nationalgefühl und stellt die Schlacht als entscheidenden Wendepunkt in der Geschichtsschreibung dar.
Inhalt des Gedichts ist der Ruhm und die Ehre, die Deutschland aus der Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen zieht. Das lyrische Ich beschreibt, wie der Ruhm des Kampfes durch das Land klingt und die „Schande“ von Deutschland nimmt. Es werden Helden gepriesen und diejenigen, die in der Schlacht gefallen sind, als Retter Deutschlands geehrt. Das lyrische Ich ruft dazu auf, die Helden zu feiern und ihre Taten in Erinnerung zu behalten.
Formal ist das Gedicht in zehn Strophen unterteilt, die jeweils aus acht Versen bestehen. Dies verleiht dem Gedicht eine klare Struktur und fördert den narrativen Charakter des Gedichts. Die verwendete Sprache ist pathetisch und emotional aufgeladen, was den patriotischen Ton des Gedichts unterstreicht. Dabei sind die emotionalen und erhabenen Beschreibungen typisch für die Dichtung der Romantik, zu deren Zeit das Gedicht entstanden ist.
Insgesamt ist das Gedicht ein Zeugnis für die patriotische Lyrik der Biedermeierzeit und spiegelt die nationalen Bestrebungen wieder, die zu dieser Zeit in Deutschland vorherrschend waren. Durch die feierliche Darstellung der Schlacht und die Heroisierung der gefallenen Soldaten wird nicht nur der historische Kontext, sondern auch die politische Ausrichtung des Autors deutlich.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Auf die Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen“ ist Ernst Moritz Arndt. Geboren wurde Arndt im Jahr 1769 in Groß Schoritz (Rügen). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1813 zurück. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 379 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 80 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Der Dichter Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Ballade“, „Die Zaunranke und der Klee“ und „Elegie“. Zum Autor des Gedichtes „Auf die Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.
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- Der Weihnachtsbaum
- Klage um Auerswald und Lichnowsky
- Das Glück, das glatt
- Laßt wehen, was nur wehen kann
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- Die Zaunranke und der Klee
- Elegie
- Die Biene und der Lenz
- Leben
Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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