Der Ochsabua von Michel Buck

S Hairle gôht im Esch spaziara,
Thuat sei’ Predig ei’studiara,
S Dächsle zottlat hinta drei’,
Guckt in älle Löcher nei’.
 
S Hairle thuat a Weile gruaba,
Stellt da kleina Ochsabuaba,
Sait: „jetz sag mer, Nepamuk:
Wiavel hüatescht huier Stuck?“
 
„Herr, des ka’ i Ui it saga,
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S hôt bei miar noit sovel gschlaga,
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Daß i sovel zälla könnt,
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Doch mit Nama sind se gnennt:
 
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S Schnaikle und der Steanagucker,
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S Vihsier und der Huffaschucker,
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D Lad, der Horning, Mez und Moi,
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Kohle, Laube, Strome, s Oi,
 
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S Schlattauhr und der Hälmlapicker,
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S Glößaug und der Stangaficker,
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S Bläßle, s Steanle, s Trampeltiar,
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S Oinhoan und der Wuacharstiar.“
 
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S Hairle fangt dô ana’ lacha:
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„Wäger jô, so muaß ma’s macha,
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Wenn ma’ halt it häuher na’
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Aß uff feinfe zälla ka’.“
 
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S Hairle mit em schwaza Steacka
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Wandlet wieder gegam Fleacka,
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Kaihrt a weng im Hiascha ei’,
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Trinkt a Schöpple rauta Wei’.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Ochsabua“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Ochsabua“ wurde von Michel Buck verfasst, der vom 26. September 1832 bis zum 15. September 1888 lebte. Das legt nahe, dass das Gedicht in der Mitte bis späten Hälfte des 19. Jahrhunderts, also im Zeitalter des Biedermeier und des Realismus entstanden ist.

Im ersten Moment fällt auf, dass das Gedicht in einem Dialekt geschrieben ist, vermutlich in einem südwestdeutschen oder alemannischen Dialekt. Das erzeugt eine rustikale und volkstümliche Atmosphäre und kann eine Herausforderung sein, wenn der Leser den Dialekt nicht kennt.

Der Inhalt ist recht einfach: Ein Priester (das „Hairle“) geht spazieren und beobachtet einen jungen Ochsenhirten (den „Ochsabua“), der seine Ochsen auf der Weide hütet. Der Priester fragt den Jungen nach der Anzahl seiner Tiere, dieser kann sie aber nicht zählen, kennt allerdings alle ihre Namen. Der Priester lacht daraufhin und geht weiter.

Je nach Interpretation kann man also sagen, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht (also der Junge) das einfache, erdverbundene Leben und den praktischen Verstand über abstrakte, theoretische Fähigkeiten stellt (er verteilt keine Nummern, sondern Namen an die Tiere).

Trotz seiner Einfachheit ist das Gedicht ganz klar strukturiert: Es hat sieben Strophen mit je vier Versen. Dabei nutzt der Autor den Vierzeiler, eine der grundlegenden Strophenformen.

Sprachlich ist das Gedicht sehr gewitzt: Die humorvoll-kreativen Namen der Tiere tragen maßgeblich zum Unterhaltungswert bei. Auch der Kontrast zwischen dem gehobenen Priester und dem einfachen Hirtenjungen erzeugt eine schöne Dynamik. Der Dialekt fügt eine zusätzliche Ebene an Farbigkeit und Authentizität hinzu.

Insgesamt ist „Der Ochsabua“ ein unterhaltsames, volkstümliches Gedicht, das in witziger Form eine einfache Alltagsszene schildert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Ochsabua“ ist Michel Buck. Im Jahr 1832 wurde Buck in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1888 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus oder Naturalismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 153 Worte. Weitere Werke des Dichters Michel Buck sind „A Gschichtle vom guata Philipp Neri“, „A Trom“ und „Am Bächle“. Zum Autor des Gedichtes „Der Ochsabua“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 56 Gedichte vor.

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