Der Novembertag von Rainer Maria Rilke

Kalter Herbst vermag den Tag zu knebeln,
seine tausend Jubelstimmen schweigen;
hoch vom Domturm wimmern gar so eigen
Sterbeglocken in Novembernebeln.
 
Auf den nassen Dächern liegt verschlafen
weißes Dunstlicht; und mit kalten Händen
greift der Sturm in des Kamines Wänden
eines Totenkarmens Schlußoktaven.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Novembertag“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
43
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das ausgewählte Gedicht heißt „Der Novembertag“ und wurde von dem berühmten deutschsprachigen Lyriker Rainer Maria Rilke verfasst, der von 1875 bis 1926 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche des ausgehenden Realismus bis hin zur Moderne einordnen.

Beim ersten Lesen kann man bereits einen melancholischen und düsteren Eindruck gewinnen. Das Gedicht scheint die kühle und graue Stimmung eines November-Tages einzufangen und es entsteht ein Bild von trist-grauer Herbstlandschaft.

Inhaltlich wird der November-Tag als ein Tag des Schweigens dargestellt, der durch Kälte und Nebel geprägt ist. Das lyrische Ich vermittelt ein Gefühl von Endlichkeit und Tod, das durch die „Sterbeglocken im Novembernebel“ sowie durch die „Schlußoktaven eines Totenkarmens“ hervorgehoben wird. Diese Beschreibungen lassen den Schluss zu, dass das lyrische Ich mit dem Novembertag eher depressive Gefühle verbindet und vielleicht sogar das Ende einer Lebensphase oder das Vergehen des Lebens allgemein andeuten will.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Vierzeilern mit freien Versen, ohne ein erkennbares Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist durchaus bildhaft; Begriffe wie „der Tag zu knebeln“, „Jubelstimmen schweigen“ und „Kalte Hände greifen“ erzeugen kraftvolle Bilder und Emotionen. Zudem verwendet der Dichter eine sehr poetische und ausgefeilte Sprache, durch die das Gedicht trotz seiner Tristesse eine gewisse Schönheit ausstrahlt.

Zum Schluss kann vermerkt werden: Durch die gekonnte Verwendung von Sprache und Metaphorik schafft es Rilke, eine gewöhnliche Landschaft und Stimmung in ein Gedicht voller Emotionen und tiefer Bedeutung zu verwandeln, die zum Nachdenken anregt. So bleibt auch das Gedicht „Der Novembertag“ seinem literarischen Impressionismus treu, da es lebendige Eindrücke und Erfahrungen in poetischer Sprache festhält.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Novembertag“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1891 bis 1926 entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 43 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Novembertag“ weitere 338 Gedichte vor.

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